Die börsengehandelten Rohölpreise zogen im gestrigen Tagesverlauf wieder etwas an, nachdem die letzte Woche eher von Preissenkungen geprägt gewesen war. Wirklich eindeutige Impulse gab es aber auch gestern nicht, so dass die Marktteilnehmer nach wie vor abwarten, was die nächsten Tage und Wochen bringen. Vor allem die heute und morgen erwarteten Berichte zu den US Ölbeständen könnten zum Zünglein an der Waage werden, denn zuletzt waren hier Aufbauten zu verzeichnen gewesen, die die Preise gedrückt hatten. Sollte sich dies nun ändern, gäbe es einen klaren Impuls nach oben.
Einigung zwischen Peking und Washington?
Weltpolitisch könnte das in dieser Woche geplante Treffen zwischen China und den USA eine Wende bringen. Finden die beiden Wirtschaftsmächte eine Einigung im Handelsstreit, würden das die Preise klar stützen. Allein die Bereitschaft der beiden Länder, an einen Tisch zu kommen, hatte an den Ölbörsen eine Preisbewegung nach oben ausgelöst.
China ist ein Schlüsselfaktor für die weltweite Ölnachfrage. Die Wachstumsraten des Landes liegen weit über dem Durchschnitt und korrelieren stark mit dem Energieverbrauch. Wenn das Wirtschaftswachstum geringer wird, sinkt damit einhergehend auch die Nachfrage nach Öl und drückt somit die Preise.
USA geben strategische Reserven frei
Die nahenden Sanktionen gegen den Iran könnten bedeuten, dass bis zu eine Million Barrel (159 Millionen Liter) Rohöl pro Tag vom Markt verschwinden. Die OPEC hat schon Gegenmaßnahmen eingeläutet und plant, die Ausfälle aufzufangen. Und auch andere ölproduzierende Länder haben schon reagiert, um das globale Angebot auszugleichen.
In Washington hatte man schon länger mit dem Gedanken gespielt, die strategischen Ölreserven des Landes anzugreifen. Diese umfassen etwa 100 Million Barrel und sind für Notfälle und Krisensituationen gedacht. Zuletzt hatte man 2005 auf sie zurückgegriffen, nachdem Hurrikan Katrina die Ölförderung im Golf von Mexiko zum Erliegen brachte.
Nun sollen die strategischen Reserven also die erwateten Ausfälle durch die Iran-Sanktionen kompensieren. Letztlich handelt sich aber dabei um Symbolpolitik, denn mit den geplanten 180.00 Barrel Rohöl – also etwa 28,6 Millionen Liter – aus den Reserven lassen sich die erwarteten Fehlmengen nicht ausgleichen und bleiben ein Tropfen auf den heißen Stein.
Ausblick
Im Inland wirkt sich heute vor Allem der starke Euro aus. Dieser verbilligt die in Dollar gehandelten Ölimporte für Käufer aus dem Euroraum, weshalb sich bei den rechnerischen Inlandspreisen unterm Strich Preisnachlässe zu gestern andeuten. Für 100 Liter Heizöl kann demnach mit Abschlägen von -0,25 bis -0,45 Euro gerechnet werden.