Nach der deutlichen Talfahrt am Mittwoch pendelten sich die börsengehandelten Rohölpreise nach einem moderaten Auf und Ab gestern wieder ein. Die Marktteilnehmer warten ab, wie sich die weltpolitische Lage weiter entwickeln wird. Der Handelsstreit zwischen den USA und China birgt weiterhin Risiken, ebenso wie die Sanktionen gegen den Iran, die jedoch erst im November voll zur Geltung kommen werden. Bis dahin kann nur spekuliert werden, welche Auswirkungen tatsächlich zu erwarten sind.
China belegt Ölsektor mit Strafzöllen
Der Handelsstreit zwischen den beiden Großmächten USA und China beschäftigt nicht nur die Politik sondern auch die Ölbörsen. Peking hat verlauten lassen, Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf US Waren im Wert von 16 Mrd. Dollar einführen zu wollen. Diese Vergeltungsmaßnahme ist eine direkte Antwort auf die von den USA angekündigten Strafzölle im gleichen Umfang. Beide sollen am 23. August in Kraft treten.
Für Unruhe an den Ölbörsen sorgt vor Allem die Tatsache, dass erstmals auch der Ölsektor betroffen ist und die chinesischen Strafzölle unter anderem Diesel und Benzin betreffen werden. Es scheint somit weniger die Frage ob, als vielmehr wann die Volksrepublik auch amerikanische Rohölimporte mit Strafzöllen belegen wird.
Der Ölpreis in den USA würde darunter sicher leiden, denn China ist mit Abstand der größte Importeur von US Rohöl ist. Man müsste sich dann also nach neuen Abnehmern umsehen und die Ware vermutlich zu günstigeren Preisen anbieten.
Gleichzeitig schwächen die Strafzölle das chinesische Wirtschaftswachstum. Darin liegt laut dem Finanzexperten Kenneth Medlock das größte Risiko des Handelsstreites, denn ein geringes Wirtschaftswachstum bedeutet immer auch ein geringes Ölnachfragewachstum. Die Ölpreise könnten also durchaus noch weiter unter Druck geraten, wenn keine Einigung gefunden wird.
Sanktionen gegen den Iran werfen Schatten voraus
Die nahenden Sanktionen gegen den Iran sind ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Marktteilnehmer. Ab dem 4. November will die US Regierung Käufer iranischen Öls sanktionieren um die Ölexporte komplett zum erliegen zu bringen.
Dieses Ziel ist wohl eher unwahrscheinlich. Dennoch schaden die Sanktionsankündigungen der Iranischen Ölwirtschaft schon jetzt. Vor allem europäische Raffinerien haben ihre Käufe aus dem Iran stark reduziert oder ganz eingestellt. Bisher sind die iranischen Exporte angeblich um etwa -0,3 bis -0,4 Mio Barrel zurückgegangen (etwa 47,7 bis 63,6 Mio. Liter).
Wie stark die Ausfuhren tatsächlich sinken werden ist Spekulation. Expertenschätzungen liegen bei -0,8 bis -1,2 Mio Barrel, also etwa 127,2 Mio. bis 190,8 Mio. Liter. Dies wird vor allem davon abhängen, ob es für Länder wie Indien, Südkorea, Japan und China Ausnahmeregelungen für den Import von iranischem Rohöl geben wird.
Erst wenn klar wird, welchen Einfluss die Sanktionen tatsächlichen haben, wird sich zeigen, wie sie sich auf die börsengehandelten Rohölpreise auswirken. Sollte es keine Einigung geben, dürfte die damit einhergehende Verknappung des Angebots die Preise wohl eher stützen.
Ausblick
Wer gestern Heizöl gekauft hat, konnte ein echtes Schnäppchen machen. Heute legen die Inlandspreise schon wieder etwas zu, so dass für 100 Liter Heizöl mit leichten Aufschlägen von etwa +0,10 bis +0,25 Euro gerechnet werden muss.