Die Vereinigten Staaten sind nicht nur was die Infektionszahlen betrifft das am stärksten von der Coronakrise betroffene Land. Auch die Ölindustrie des Landes ist durch den extremen Nachfragerückgang in Schieflage geraten. Das macht sich bei den Amerikanischen Rohölpreisen bemerkbar, die zum Wochenstart neue Rekordtiefs erreicht haben.
Ölflut überollt den Markt
Die weltweiten Shutdowns haben dafür gesorgt, dass die Nachfrage nach Brennstoffen quasi eingebrochen ist. Ölproduzenten weltweit bekommen das inzwischen zu spüren, denn der Markt wird von einer wahren Ölflut überrollt, für die es kaum Abnehmer gibt, egal wie günstig der Rohstoff angeboten wird.
Einer der Gründe für die extreme Überversorgung, die gerade am Markt herrscht, ist auch die Tatsache, dass Saudi-Arabien Anfang März seine Produktion massiv hochgeschraubt hatte. Das Königreich hatte, nachdem Russland den OPEC+ Deal verhindert hatte, einen regelrechten Preiskampf angezettelt und enorme Mengen zu sehr günstigen Preisen auf den Markt gebracht.
Ein großer Teil dieser Öllieferungen geht auch nach Amerika, denn Saudi-Arabiens wichtiger Kunde China war schon im ersten Quartal von flächendeckenden Shutdowns betroffen. Im März haben die USA etwa dreimal so viel Rohöl aus Saudi-Arabien erhalten wie noch im Februar. Und diese Rate dürfte im April und Mai noch steigen, denn die physischen Lieferungen werden mit einigen Wochen Verspätung verschifft.
Öllager sind bald voll
In den USA wird unterdessen der Lagerplatz immer knapper. Öl, das nicht verkauft werden kann, weil die Nachfrage im Moment nicht da ist, muss irgendwo untergebracht werden. Im großen Zentrallager in Cushing, Oklahoma, das eine Kapazität von knapp 76 Millionen Barrel (à 159 Liter) hat, könnte bei der momentanen Rate schon in drei Wochen die Grenze erreicht sein.
Die Rohölpreise geraten damit vor allem an der New Yorker Börse enorm unter Druck. Die amerikanische Sorte West Texas Intermediate, die als Referenzsorte an der Börse gehandelt wird, ist am Wochenende auf neue Rekordtiefstände gefallen. Ein Barrel kostet demnach ungefähr 15 Dollar. Anfang des Jahres waren es noch knapp 60 Dollar gewesen.
Andere US-Sorten wurden am Freitag teilweise nur noch bei 2 Dollar gehandelt. Amerikanische Schieferölproduzenten sind alarmiert und warnen davor, dass es bei diesem Preisverfall bald zu Negativpreisen kommen könnte. Dann müssen Ölproduzenten ihren Abnehmern Geld bezahlen, damit diese ihnen das Rohöl abnehmen.
Ausblick
Auf dem europäischen Markt sieht es nicht ganz so dramatisch aus. Die europäische Referenzsorte Brent, die in London gehandelt wird, ist zwar auch im Vergleich zum Jahresbeginn stark gesunken, die Preise sind aber nicht so in den Keller gerutscht wie in den USA.
In Deutschland bleiben die Heizölpreise heute mehr oder weniger unverändert im Vergleich zu Freitag. 100 Liter Heizöl kosten heute zwischen -0,25 weniger bzw +0,05 Euro mehr als Freitagmorgen.