Der 20. April 2020 wird im Ölmarkt in die Geschichtsbücher eingehen. Zum ersten Mal haben die Preise für die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) die Null-Dollar-Grenze durchbrochen.
Negativpreise für Rohöl
Am gestrigen Montag den 20. April, hat der Rohölmarkt in den USA einen historischen Moment durchlebt. Im Laufe des Tages hat der Preis pro Barrel für die Rohölsorte WTI einen wahrhaft freien Fall in die Tiefe erlebt. Zunächst hat der Preis die Zehn-Dollargrenze ins Visier genommen. Diese bildete kurze Zeit die Untergrenze, bis auch diese nicht mehr haltbar war.
Der Spurt in Richtung null Dollar war aufgenommen. Zwischenzeitlich war dann ein Barrel Rohöl (159 Liter) für 0,01 Dollar erhältlich. Die ersten Handelsplätze prüften dann, ob ein Negativpreis technisch überhaupt angeboten werden könne. Kurze Zeit darauf folgte dann der Paukenschlag. Ein bisher noch nie da gewesener Negativpreis für amerikanisches Rohöl wurde zur Realität!
Als die Null-Dollargrenze durchbrochen war, überschlugen sich die Tiefpreise immer weiter, bis schließlich die -40,32 Dollar pro Barrel erreicht waren! Für jedes Barrel Rohöl gab es somit als Dankeschön noch eine Mitgift in Höhe von 40,32 Dollar. Dies entsprach einem Preisverfall von 320,7% im Vergleich zum Vortag!
Warnschuss für Händler und Ölproduzenten weltweit
Händler werden gestern nicht zu Ruhe gekommen sein und der 20. April 2020 wird in die Geschichtsbücher des Ölhandels eingehen. Dennoch gilt der Tag als Warnung für Ölproduzenten und -händler weltweit. Sollte sich die Konstellation am Weltmarkt nicht entspannen, wird dies wohl kein Einzelfall bleiben.
So will Saudi Arabien prüfen, ob die geplanten Produktionskürzungen die für Mai angedacht waren auch sofort umsetzbar sind. Dies wird vermutlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Eine Produktionskürzung von 10 Millionen Barrel pro Tag wird die derzeitige Überversorgung von 29 Millionen Barrel pro Tag wohl nur schwerlich wettmachen können. Zudem ändert die Maßnahme nichts an den weltweit immer voller werdenden Öllagern.
Das größte Öllager der USA bewegt sich in großen Schritten in Richtung Kapazitätsgrenze. Die Einlagerung von Rohöl auf Tankern erreicht ebenfalls ein Rekordhoch. Nun gießt Saudi Arabien weiter Öl ins Feuer. So wurden erst vor kurzem 20 vollgeladene Tanker in Richtung USA entsandt. Es wird also wenig Entspannung erwartet.
Ausblick
Nach dem gestrigen Tag müssen sich Ölhändler erst einmal neu orientieren. Der gesamte Markt befindet sich auf Neuland. Eine langfristigen Erholung der Heizölpreise ist eher unwahrscheinlich und so bleibt Heizöl auch heute sehr günstig. Der Heizölpreis wird heute zwischen -1,70 bis -1,90 Euro pro 100 Liter im Vergleich zu gestern morgen erwartet.