Die Ölpreise starten aktuell mit kräftigen Aufschlägen in die neue Woche. Damit machen sie einen Teil der Vorwochenverluste wett. In dieser hatten die beiden weltweit wichtigsten Ölsorten Brent- und West Texas Intermediate (WTI) Verluste in Höhe von 2,1 % bzw. 2,9 % verbucht.
Die für das Wochenende angekündigten US-Zölle hatten die Sorgen vor einem Rückgang des globalen Wirtschaftswachstums und einer damit einhergehenden schwächeren Energienachfrage neu angefacht.
Trump unterzeichnet Zoll-Anordnung
Am Samstag wurden dann aus Drohungen tatsächlich Fakten, als US-Präsident Trump die Anordnung für die US-Zölle gegen drei der größten US-Handelspartner unterzeichnete: 25 % auf kanadische und mexikanische Importe; 10 % auf Waren aus China.
Auf Energieprodukte aus Kanada wird nur ein Zoll von 10 % erhoben, auf mexikanische Energieimporte jedoch der volle Zoll von 25 %, so Beamte des Weißen Hauses. Zu hohe Zölle auf kanadische Energieimporte könnten einem der Hauptziele Trumps – der den Wählern versprochenen Senkung der Energiekosten – zuwiderlaufen.
Mexiko und Kanada kündigen umgehend Vergeltung an
Für die Finanz- und Rohstoffmärkte einigermaßen überraschend, kündigten die drei betroffenen Staaten am Wochenende unmittelbar „Gegenmaßnahmen“ an. Kanada wird beispielsweise ab Dienstag Gegenzölle in Höhe von 25 % auf in Amerika hergestellte Produkte im Wert von 107 Milliarden Dollar erheben.
Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum wies ihren Wirtschaftsminister an, Zölle auf US-Waren zu erheben, um so die Interessen Mexikos zu verteidigen. In den Vereinigten Staaten wird man diese Drohung mit Sorge verfolgen. Immerhin exportieren die USA mehr Waren nach Mexiko als nach China.
Goldman Sachs: Zölle werden sich nur kurzfristig auswirken
Nach Einschätzung der renommierten Rohstoffanalysten der US-Investmentbank Goldman Sachs werden sich die neuen Zölle, die US-Präsident Donald Trump verhängt hat, kurzfristig wahrscheinlich nur begrenzt auf die globalen Öl- und Gaspreise auswirken. So sei der potenzielle zollbedingte Rückgang der US-Erdgasimporte aus Kanada zu gering, um die US-Erdgaspreise signifikant zu erhöhen.
Am vergangenen Freitag hatte die US-Bank ihre Prognose für Brent-Rohöl für dieses und das nächste Jahr aufgrund der durch die neuen US-Regierung angekündigten Wirtschaftspolitik angehoben.
Der durchschnittliche Brent-Preis für 2025 und 2026 soll jetzt auf 78 bzw. 73 US-Dollar pro Barrel (159 Liter), gegenüber 76 bzw. 71 US-Dollar steigen. Dabei wird erwartet, dass Rohöl diesen April oder Mai einen Höchststand von 80 US-Dollar erreichen wird.
OPEC wird vorsichtig bleiben
Angesichts der aktuell Entwicklung an den Ölmärkten, dürfte das heute stattfindende Treffen des „Gemeinsamen Ministeriellen Überwachungskomitees (JMMC)“ der OPEC+ für erhöhte Aufmerksamkeit sorgen. Trotz der Forderung von US-Präsident Trump die Ölförderung zu erhöhen, erwarten Markteilnehmer keine Eile der OPEC, ihre Produktion wie angekündigt schrittweise zu erhöhen.
Die Mitglieder der OPEC+ halten derzeit 5,85 Millionen Barrel pro Tag ihrer Produktion zurück, was etwa 5,7 % des weltweiten Angebots entspricht, um die Ölpreise zu stabilisieren. Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte Anfang des Monats prognostiziert, dass der Ölmarkt in diesem Jahr ein Überangebot von rund 750.000 Barrel pro Tag verzeichnen werde.
Heizölpreise abermals teurer
Angesichts der beschriebenen Entwicklungen sind heute im frühen Handel Preisaufschläge für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, zu beobachten. Deshalb müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region maximal +1,60 Euro bis +2,00 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zum Wochenschluss.