Es gibt wenig neue Impulse an den Handelsplätzen und mit den Nachrichten der vergangenen Tage bleiben die Preise oben. Zu Produktionsausfällen in Kanada und Libyen kommen nun offensichtlich auf noch Probleme bei der Ölförderung in Kasachstan hinzu. Die stark gesunkenen Rohölbestände in den USA tun ihr übriges, um die Marktteilnehmer in Schach zu halten. Die börsengehandelten Rohölpreise schwankten zwar im gestrigen Tagesverlauf, kamen aber nicht nennenswert unter Druck.
Weltweite Produktionsausfälle machen OPEC Beschluss wirkungslos
Eigentlich hätte die Ankündigung der OPEC am vergangenen Wochenende, die Produktion wieder etwas anzuheben, ein klares Signal für sinkenden Preise sein können. Der Plan war gewesen, die Produktionsausfälle der letzten Monate aufzufangen, indem Länder wie Saudi-Arabien oder auch Russland deutlich mehr fördern würden als bisher.
Doch nun sind unerwartete Probleme aufgetaucht. In Libyen ist die Lage schon seit Tagen kritisch, da zwei wichtige Ölhäfen angegriffen wurden und nun in den politischen Wirren des vom Bürgerkrieg gebeutelten Landes unklar ist, ob und wenn ja in welchem Maße weiter Öl exportiert werden kann. Momentan fehlen 450.000 Barrel (71,5 Mio. Liter) aus dem nordafrikanischen Land.
In Kanada ist seit einigen Tagen eine Aufbereitungsanlage defekt, so dass hier Ausfälle von 360.000 Barrel (57,2 Mio. Liter) zustande kommen. Gestern wurde außerdem bekannt, dass Kasachstan schon seit dem Wochenende Probleme zu haben scheint und dass hier 240.000 Barrel (38, Mio. Liter) weniger gefördert werden. Insgesamt belaufen sich die Ausfälle auf etwa 1,05 Mio. Barrel, also über 166 Mio. Liter täglich.
Zwar hat Saudi-Arabien im Zuge der Anpassung der OPEC Produktionsmengen für den nächsten Monat eine Rekordförderung von 10,8 Mio. Barrel (1,7 Mrd. Liter) angekündigt, jedoch wird auch das nicht ausreichen, die aktuelle Unterversorgung auszugleichen. Die Maßnahme verpufft nahezu wirkungslos. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie viel mehr aus Ländern wir Russland, Kuweit und den Vereinigten Arabischen Emiraten kommen kann. Diese Staaten haben ihr Potential noch nicht ausgeschöpft.
Für die Marktteilnehmer heißt es abwarten, wie sich die Situation in Kanada und Kasachstan entwickelt. Sollte hier bald eine Lösung gefunden werden, wäre es durchaus möglich, dass sich das Blatt bei den börsengehandelten Rohölpreisen bald wieder wendet. Im Moment bleiben die Preise aber erst mal oben.
Ausblick
Im Inland wirkt sich heute die Tatsache aus, dass der Euro/Dollar-Kurs dank der Einigung der EU auf eine gemeinsame Asylpolitik kräftig angezogen hat. Damit sinken die Importpreise und Heizöl wird im Inland günstiger. Verbraucher können heute mit Abschlägen von -0,10 bis -0,30 Euro für 100 Liter rechnen.