Eine Vielzahl geopolitischer Risikofaktoren führte in den letzten Wochen zu immer neuen Preisspiralen nach oben. Die erfolgreichen Produktionskürzungen der OPEC, welche für eine deutliche Angebotsverknappung gesorgt haben, die immer weiter zurückgehenden Ölexporte aus Venezuela und vor Allem die drohenden Sanktionsverschärfungen gegen den Iran, sollte Amerika das bestehende Atomabkommen aufkündigen, haben auch gestern für hohe Preise gesorgt.
Französischer Präsident auf Staatsbesuch in Washington
Seit Montag ist der französische Staatspräsident Emmanuel Macron zu Gast bei seinem amerikanischen Amtskollegen Donald Trump. Es scheint, als suchen die beiden Staatsmänner den Schulterschluss, um die zuletzt angespannten Beziehungen zwischen Europa und USA zu kitten. Die amerikanischen Medien nennen Macron den „Trump-Flüsterer“. Denn tatsächlich ist er einer der wenigen Amtskollegen, der Einfluss auf Trump zu haben scheint.
Macron könnte somit den auf tönernen Füßen stehenden Atomdeal mit Iran noch retten. Donald Trump und seine Berater hatten sich in den letzten Monaten sehr kompromisslos geäußert und die Aufkündigung des Deals immer wieder angedroht. Nun könnte es, dank Macrons diplomatischer Intervention, zu Nachverhandlungen und einem neuen Deal mit Iran kommen.
Die börsengehandelten Rohölpreise reagierten auf diese Nachrichten mit einer leichten Abwärtsbewegung. Die Gefahr von Sanktionsverschärfungen gegen Teheran, die mit einem Ende des Atomabkommens einhergehen könnten, ist etwas geringer geworden. Sie hatte in den letzen Wochen immer wieder für Preisaufschwünge gesorgt.
US Ölbestände ausgeglichen
Dienstag Abend erschien der Wochenreport des American Petroleum Institute (API) und nannte eine Zunahme an Rohölvorräten von +1,1 Mio. Barrel (174,9 Mio. Liter). Erwartet hatte man eigentlich Abbauten. Allerdings stieg der Abbau bei Benzin und Destillaten deutlich stärker als erwartet, was mit der hohen Nachfrage im Frühjahr und Sommer zu tun hat.
Auf die Ölpreise wirkten sich diese beiden Faktoren gemischt aus. Während Bestandsaufbauten tendenziell die Preise drücken, sind Bestandsabbauten eher preisstützend zu interpretieren. Die Marktteilnehmer warten nun erst mal ab, was im heute nachmittag ausstehenden Bericht des US Energieministeriums steht.
Ausblick
Dank der leichten Preissenkungen von gestern sind auch die Inlandspreise heute auf niedrigerem Niveau angesiedelt. Für 100 Liter Heizöl könnten heute Abschläge von etwa -0,40 bis -0,50 Euro im Vergleich zu Dienstag drin sein.