Gestern tagte die OPEC gemeinsam mit ihren Partnern (OPEC+) per Videokonferenz und diskutierte über die aktuellen Förderkürzungen der Organisation. Diese wurden eingeführt um den Nachfrageeinbruch durch die Corona-Krise aufzufangen. Allerdings blieben die Ergebnisse ziemlich vage. Die OPEC+ will sich offenbar nicht in die Karten schauen lassen.
Keine konkreten Ergebnisse
Von besonderem Interesse war für die Marktteilnehmer gestern, ob die OPEC+ Aussagen zu der geplanten Anpassung der Fördermengen im Januar machen würde. Zur Zeit haben die Mitgliedsstaaten ihre Produktion freiwillig um insgesamt 7,7 Millionen Barrel (à 159 Liter) reduziert. Ab dem neuen Jahr soll diese Menge aber geringer werden und dann nur noch 5,8 Millionen Barrel betragen.
Allerdings wurde dieser Plan im Frühjahr geschmiedet, als man bis zum Ende des Jahres noch mit einer deutlich besseren Nachfrageerholung gerechnet hatte. Damals schien es wahrscheinlich, dass der Markt 2021 die etwa 2 Millionen Barrel an zusätzlichem Öl pro Tag gut verkraften würde. Doch nun hat sich der Ausblick ziemlich eingetrübt. Die Nachfrage nach Öl und Ölprodukten bleibt aufgrund der neuen Corona-Welle nach wie vor gering. Statt dessen kommen aus den eigenen Reihen der OPEC unerwartet höhere Ölmengen, denn Libyen hat nach dem Ende eines langwierigen Bürgerkrieges seine Ölproduktion wieder hochgefahren und könnte schon bald wieder bis zu 1,7 Millionen Barrel täglich fördern.
Droht die Überversorgung?
Die Marktteilnehmer befürchten nun, dass es aufgrund der stagnierenden Nachfrageerholung und der gleichzeitigen Produktionssteigerung der OPEC+ bald zu einer starken Überversorgung kommen könnte. Diese würde die Ölpreise wieder heftig unter Druck bringen, auch wenn ein plötzlicher Preissturz wie im Frühjahr, als die Preise zwischenzeitlich sogar ins Minus rutschten, ziemlich unwahrscheinlich ist.
Die Vorsitzenden des gestrigen Treffens, Saudi-Arabiens Energieminister Abdulaziz Bin Salman und sein russischer Amtskollege Alexander Nowak, betonten zwar, dass die OPEC+ alles nötige tun werde, um den Markt weiter unter Kontrolle zu halten, gaben aber keine konkrete Marschrute vor. Dies könnte sich aber schon nächsten Monat ändern, wenn die Organisation zu ihrer offiziellen Vollversammlung zusammenkommt. Experten halten es nach wie vor für wahrscheinlich, dass spätestens dann entschieden wird, die aktuellen Kürzungen auch über den Jahreswechsel hinaus beizubehalten.