Die Ölbörsen standen gestern unter dem Eindruck des Berichts, den das amerikanische Energieministerium am Nachmittag veröffentlichte. Darin wurden die vom American Petroleum Institute schon angekündigten Bestandsabbauten bestätigt. Diese Nachricht löste eine regelrechte Preisralley aus und katapultierte die sowieso schon hohen Ölpreise weiter nach oben, so dass auch die Inlandspreise stark anzogen.
Gesunkene Bestände trotz gestiegener Rohölförderung
Untypisch für die Jahreszeit und überraschend für die Marktteilnehmer ist die hohe Raffinerieauslastung in den USA, die um +1,7% stieg. Die Folge sind deutliche Bestandsabbauten nicht nur bei Rohöl sondern auch allen anderen Produkten. Insgesamt meldet das amerikanische Energieministerium (DOE) gestern eine Abnahme von 6,9 Mio. Barrel (159 Liter), was in etwa 1,1 Mrd. Liter entspricht. Die Zahlen liegen damit erstmals seit 2014 wieder unter dem 5-Jahresdurchschnittsniveau. Da hilft auch das Rekordhoch der US Rohölförderung von 10,47 Mio. Barrel nichts. Die Versorgungslage bleibt knapp und treibt somit die Preise nach oben.
Die Lage bleibt unsicher
Die Nachrichten der letzten Tage hatten sowieso nicht gerade zur Preisentspannung beigetragen. Die Gefahr von Sanktionsverschärfungen gegen Teheran und die Angst vor einem nuklearen Aufrüsten im Nahen Osten sorgten für Verunsicherung, genauso wie die unsichere Lage im krisengeschüttelten Venezuela. Die Ölindustrie des Landes steht kurz vor dem Kollaps, was die knappe Marktlage verschlimmern könnte. Sollte dann auch noch die OPEC entscheiden, das Förderabkommen fortzuführen, würde das den Ölpreis weiter verteuern.
Entgegenwirken könnte diesen ganzen Unsicherheiten der erwartete Schieferölboom in den USA. Auf das gesamte Jahr gesehen könnte diese sogar wieder zu einer Überversorgung führen, wenn man dem US Energieministerium glauben schenkt. Mittelfristig scheint im Moment demnach alles möglich! Sowohl Über-, als auch Unterversorgung, steigende oder fallende Preise können von Experten nicht ausgeschlossen werden, weshalb die Marktteilnehmer bei ihren Einschätzungen nicht minder unsicher sind.
Ausblick
Die hohen Ölpreise sorgen heute für deutlich gestiegene Inlandspreise. Der feste Euro/Dollar-Kurs, der dich senkend auf die Inlandspreise auswirkt, kann diese Preissteigerungen zwar etwas ausgleichen. Dennoch muss heute im Tagesverlauf mit Preisaufschlägen von etwa +0,40 bis +0,70 Euro pro 100 Liter zu gestern gerechnet werden.