Die börsengehandelten Rohölpreise haben im Verlauf des Dienstag deutlich angezogen. Als Ursache führen Marktteilnehmer einmal mehr Äußerungen des saudischen Außenministers Adel al-Jubeir ins Feld, der das Atomabkommen mit den Iran scharf kritisierte. Die Gefahr von Sanktionsverschärfungen und eines nuklearen Wettrüstens im Nahen Osten wirkte sich sofort auf die Börse aus und ließ die Preise in die Höhe schnellen. Dieser Trend könnte sich heute fortsetzen, so dass auch die Inlandspreise weiter steigen dürften.
US Rohölbestände überraschend gesunken
Zusätzlich begünstigen die unerwartet niedrigen Ölbestandsdaten, die das American Petroleum Institute gestern Nacht meldete, die Verunsicherung der Marktteilnehmer. Nicht nur die Rohölbestände haben abgenommen, auch bei Destillaten und Benzin wurden Bestandsabbauten vermeldet. Dies kam sehr überraschend, denn die Prognosen der letzten Tage hatten fast alle deutliche Bestandsaufbauten vorhergesagt. Gerechnet hatten die Marktteilnehmer also mit einer Überversorgung, die – zumindest vorerst – nicht eingetreten ist. Man wartet nun auf den Bericht des amerikanischen Energieministeriums, der heute im Verlauf des Nachmittags erwartet wird. Sollte dieser die Zahlen des American Petroleum Institute bestätigen, werden die Ölpreise wohl weiter anziehen.
Spannungen im Nahen Osten
Die Aussagen des saudische Außenministers, der den Atomdeal Amerikas mit dem Iran als mangelhaft bezeichnet hat, tragen nicht gerade zur Entspannung bei. Er dürfte damit bei Donald Trump offene Türen einrennen und die Möglichkeit von Sanktionsverschärfungen gegen Teheran scheinen immer wahrscheinlicher. Sollte das Atomabkommen ganz aufgekündigt werden, steht einem nuklearen Wettrüsten nichts mehr im Weg. Auch Saudi-Arabien wolle wenn nötig „so schnell wie möglich nachziehen“, sagte der Außenminister.
Experten schätzen, dass bei neuen Sanktionen gegen den Iran dessen Ölproduktion zwischen 250.000 und 600.000 Barrel (159 Liter) pro Tag sinken könnte. Im Vergleich mit der weltweiten Rohölförderung von etwa 96 Mio. Barrel pro Tag eigentlich eine zu vernachlässigende Summe, jedoch könnte gerade diese Menge ausschlaggebend sein, ob der Weltmarkt in diesem Jahr über- oder unterversorgt ist. Allein die Möglichkeit, dass sich das iranische Ölangebot verknappen könnte, hält damit derzeit die Preisniveaus hoch.
Ausblick
Bei einem sowieso schon relativ hohen Preisniveau am Mittwoch morgen kann es im Verlauf des Tages zu weiteren Aufwärtsanpassungen kommen. Zwar erholt sich der Euro/Dollar-Kurs im Moment etwas, jedoch kann wohl trotzdem mit Preissteigerung von etwa +0,90 Euro/100l gerechnet werden.