Die OPEC Vollversammlung am Freitag wirft ihre Schatten voraus und sorgt dafür, dass sich bei den börsengehandelten Rohölpreisen keine klare Linie erkennen lässt. Die Marktteilnehmer warten gespannt ab, jedes Wort der Beteiligten zur Causa Produktionssteigerung wird auf die Goldwaage gelegt. Im Zusammenspiel mit Produktionsausfällen in Libyen durch Angriffe auf zwei große Ölterminals aber auch dem erwarteten Anstieg der Rohölförderung in den USA schwankten die Preise gestern im Tagesverlauf deutlich.
Iran bezieht Stellung zu OPEC Produktionsanhebung
Der iranische Ölminister Bijan Zanganeh hat im Vorfeld des Treffens am Freitag in Wien nochmals klar Stellung bezogen. Teheran sei gegen eine Anhebung der Produktion, er erwarte demnach keine Einigung über eine veränderte Quote. Man hatte schon Anfang der Woche gemeinsam mit Venezuela und Irak klar gemacht, notfalls ein Veto einzulegen. Dieses Druckmittel ist durchaus effektiv, denn Entscheidungen dieser Art müssen von den Mitgliedstaaten in der Regel einstimmig getroffen werden.
Hauptkritikpunkt sind die US Sanktionen gegen den Iran. Zanganeh fand scharfe Worte und warf seinen Partnern vor, sich zu Komplizen der USA zu machen. Die verhängten Sanktionen werden Auswirkungen auf Irans Ölwirtschaft haben. Man rechnet mit deutlichen Produktions- und Exportrückgängen, die durch eine Produktionssteigerung seitens der OPEC wieder aufgefangen werden könnten.
Die Fronten scheinen verhärtet. Saudi-Arabien und auch Russland, die von einer Produktionssteigerung direkt profitieren würden, werden weiter für deutliche Anhebungen plädieren. Falls sie sich entscheiden sollten, die Produktionsgrenzen zu ignorieren käme es zu einer echten Zerreißprobe innerhalb der OPEC und ihrer Partner.
US Ölbestandsveränderungen halten sich die Waage
Der Bericht des American Petroleum Institute (API) erscheint jeden Dienstag und wird meist gespannt erwartet. Je nachdem wie die Zahlen ausfallen wirkt sich der Bericht oft auf die Entwicklung der Preise aus. Gestiegene Bestände werden interpretiert als Signal gegen eine bestehende Unterversorgung und sind somit oft eine preissenkender Faktor. Bestandsabbauten bewirken hingegen oft das Gegenteil.
Mit um -0,3 Mio. Barrel (47,7 Mio. Liter) gesunkenen Rohölbeständen, gleichzeitig aber einer Steigerung bei Destillaten und Benzin um +0,8 bzw +2,1 Mio-. Barrel (127,2 Mio. bzw. 333,9 Mio. Liter) gleichen sich preissenkende und preissteigernde Faktoren diese Woche im Grunde aus. Der Bericht des API hat somit dieses Mal keine eindeutige Auswirkung auf die börsengehandelten Rohölpreise.
Ausblick
Vorhersagen sind in der aktuellen Situation sehr schwer zu treffen, da die Preise höchst volatil sind und jedes kleinste Signal zu einem Richtungswechsel an der Börse führen kann. Vermutlich sind aber die Inlandspreise heute etwas höher zu erwarten als gestern. Für 100 Liter Heizöl ist mit Aufschlägen von etwa +0,50 bis +0,60 Euro zu rechnen.