So wie schon in den vergangenen Tagen folgten die börsengehandelten Rohölpreise auch gestern keiner klaren Richtung. Nach kräftigen Aufs und Abs im Tagesverlauf starteten sie heute niedriger als gestern. Allerdings sorgt die Spannung vor dem OPEC Treffen morgen momentan für starke Kursschwankungen. Nachrichten wie die Kämpfe um zwei Ölhäfen in Libyen und die damit einhergehenden Produktionsrückgänge oder die gestern vom Amerikanischen Energieministerium vermeldeten Ölbestandsdaten liefern deshalb keine dauerhaften Richtungsimpulse.
OPEC Meeting
Im Vorfeld des großen Meetings am Freitag gibt es täglich neue Informationen und Spekulationen. Die beteiligten Partner kommen traditionell schon im Vorfeld in kleineren Treffen zusammen und suchen nach gemeinsamen Strategien für die Versammlung. Bisher gehen die Meinungen zu einer Steigerung der Quote weit auseinander. Iran und Venezuela sind klar dagegen, Saudi-Arabien und Russland klar dafür.
Saudi-Arabien sucht nun wohl mit einem Kompromissvorschlag nach Verbündeten. Bisher hatte man sich für eine Mehrproduktion von etwa einer Million Barrel (etwa 159 Mio. Liter) ausgesprochen. Man sei nun wohl aber bereit, diese Zahl nach unten zu korrigieren auf 0,5 bis 0,6 Mio. Barrel (etwa 79,5 bis 95,4 Mio. Liter) und wolle diesen Vorschlag mit anderen Partnern im Vorfeld des Meetings morgen besprechen.
Iran lenkt wohl ein
In Teheran war man bisher vehement gegen eine Produktionssteigerung gewesen. Gemeinsam mit Venezuela würde man zu den Verlierern einer solchen Entscheidung gehören. Durch US Sanktionen leidet die Ölwirtschaft beider Länder, ein besonders harter Schlag für Venezuela, dessen Ölsektor sowieso schon völlig am Boden liegt. Beide Länder profitieren somit von hohen Ölpreisen und möchten diese gerne beibehalten.
Nun scheint ein Kompromiss aber wohl doch möglich. So lange eine Anpassung der Quoten nicht auf Drängen der USA hin erfolge, könne man sich eine Zustimmung vorstellen, hieß es nun. Iran hatte in den letzten Tagen der OPEC vorgeworfen, man würde mit einer Anhebung der Quote indirekt Amerikas repressive Sanktionspolitik unterstützen. Anfang der Woche hatte man noch gedroht, ein komplettes Veto einzulegen, um Produktionssteigerungen zu verhindern.
Bestandsveränderungen in den USA
Das Amerikanische Energieministerium (DOE) hat sich mit seinen gestern veröffentlichten Zahlen der Tendenz des Amerian Petroleum Institute (API) angeschlossen, das am Dienstag von Abbauten bei Rohöl und Aufbauten bei Destillaten und Benzin berichtet hatte. Mit -5,9 Mio. Barrel (938,1 Mio. Liter) bei Rohöl lagen die Zahlen des DOE sogar noch tiefer, bzw. mit +2,7 Mio. Barrel und +3,3 Mio. Barrel bei Destillaten und Benzin höher als das API. Im ganzen halten sich also Aufbauten und Abbauten die Waage, so dass an den Börsen keine Richtungsimpulse vom Bericht des DOE ausgingen.
Ausblick
Heute früh starteten die börsengehandelten Rohölpreise deutlich niedriger als gestern, so dass zumindest am Vormittag im Inland wieder mit Preisabschlägen zu rechnen ist. Die hohe Volatilität der Kurse könnte aber im Laufe des Tages schon wieder zu Preissteigerungen führen. Am Morgen kosten 100 Liter Heizöl etwa einen Euro weniger als gestern früh.