Die Lage an den Ölbörsen ist alles andere als entspannt. Zahlreiche Unsicherheiten halten die Marktteilnehmer in Schach und die Preise hoch. Im Spannungsfeld zwischen US Sanktionen, Hurrikanwarnungen und OPEC Produktionssteigerungen kann jedes kleinste Signal sofort für Preissprünge sorgen – so auch gestern. Im Laufe des Nachmittages scherten die börsengehandelten Rohölpreise plötzlich nach oben aus und erreichten teilweise neue Rekordhochs. So schnell sie nach oben geschossen waren, gingen die Preise dann auch wieder zurück, doch die Niveaus bleiben insgesamt hoch.
Tropensturm Gordon doch kein Hurrikan
Die Hurrikansaison über dem Atlantik hat begonnen und hält die Marktteilnehmer zusätzlich in Atem. Immer wieder wirken sich Tropenstürme und Hurrikans auf die Ölindustrie aus, wenn Ölbohrinseln oder Raffinerien von den Auswirkungen der Naturkatastrophen betroffen sind.
Der Tropensturm Gordon war gestern ins Zentrum der Beobachtung gerückt. Meteorologen hatten prognostiziert, dass Gordon im Laufe des Tages Hurrikanstärke erreichen könnte. Dies blieb jedoch glücklicherweise aus.
Inzwischen hat der Sturm mit starken Winden und Regenfällen das Festland erreicht und verliert nun auf dem Weg ins Landesinnere an Kraft. Ölanlagen waren diesmal von den Zerstörungen nicht betroffen, nur einige Ölplattformen waren im Vorfeld evakuiert worden.
Saudi-Arabien will Preise wohl zwischen 70 und 80 Dollar halten
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet heute, dass es ein Ziel der OPEC sei, die Ölpreise in einem inoffiziellen Preisband zwischen 70 und 80 Dollar zu halten. Man berief sich dabei auf eine anonyme Quelle aus OPEC-Kreisen.
Es sei vor Allem im Interesse Saudi-Arabiens, die Preise hoch zu halten. Man bräuchte Einnahmen um teure Reformen umzusetzten und den auf unbestimmte Zeit verschobenen Börsengang der staatlichen Saudi Aramco voranzutreiben. Über 80 Dollar solle der Preis aber nicht steigen, da sonst die Nachfrage sinken würde.
Das Verhalten der OPEC und Saudi-Arabiens passt durchaus in dieses Schema. Als die Nordseesorte Brent im Juni die 80 Dollar-Marke knackte, hatte man eine Lockerung der Kürzungen und Produktionssteigerungen im Juli angekündigt. Als dann die 70 Dollar zügig in Sicht kamen, blieb die tatsächliche Förderung deutlich hinter den ausgewiesenen Zielen zurück.
Auch wenn die Diskussion um ein Preisniveau in der OPEC nicht öffentlich geführt wird, so hatte Algeriens Energieministerium dieses Jahr die 75 Dollar als „fair“ bezeichnet. Nun, da die 80 Dollar wieder in Reichweite kommen, könnte Saudi-Arabien also durchaus Maßnahmen ergreifen, um die Preise etwas zu senken.
Ausblick
Die Versorgungslage im Süden und in der Mitte Deutschlands ist nach wie vor angespannt. Die Pegelstände sind unverändert niedrig, so dass keine Ware transportiert werden kann. Der Ausfall der Raffinerie in Vohburg hat die Situation weiter zugespitzt. Es sind keine oder nur begrenzte Mengen verfügbar, was zu enormen Preisspannen im Inland führt. Prognosen sind daher im Moment kaum möglich.