In den USA wurde am Montag der Labor Day gefeiert, so dass durch das lange Wochenende die wöchentlichen Berichte zu den Ölbeständen später als üblich erscheinen. Die vom American Petroleum Institute (API) gemeldeten Aufbauten sorgten dann gestern dafür, dass die börsengehandelten Rohölpreise von den Rekordhochs der letzten Tage etwas zurückkamen. Ebenfalls für Preisrückgänge sorgt die Nachricht, dass Washington wohl weitere Strafzölle gegen China plant. Dennoch ist mit einem echten Preissturz wohl erst einmal nicht zu rechnen. Die stark zurückgegangenen Exportzahlen aus dem Iran verunsichern die Marktteilnehmer, vor Allem weil hier das volle Ausmaß noch nicht einzuschätzen ist. Zu groß ist die Sorge, dass es in den nächsten Monaten zu Versorgungsengpässen kommen könnte.
Neue Strafzölle gegen China erwartet
Es sieht nicht so aus, als käme es zu einer Annäherung im Handelsstreit zwischen Washington und Peking. Nach einem Treffen im vergangenen Monat hatten beide Seiten beschwichtigt. Dennoch will Donald Trump nun wohl die schon länger angekündigten Strafzölle auf weitere Güter im Handelsvolumen von 200 Milliarden Dollar ausweiten.
Der Handelsstreit zwischen den beiden Wirtschaftsriesen stellt eine echte Belastung für die Ölnachfrage dar. Nimmt der Handel ab, sinkt auch der chinesische Ölbedarf durch die Transportwirtschaft. Das generelle Wirtschaftswachstum leidet ebenfalls unter dem Handelsstreit und wirkt sich so negativ auf die Ölnachfrage aus. Die Preise könnten damit also durchaus unter Druck kommen, sollte sich der Konflikt weiter hochschaukeln.
Iran und Europa suchen nach Lösungen für Sanktionen
Die Europäische Union prüft im Moment, wie man dem Iran helfen kann, seine Ölexporte aufrecht zu erhalten. Die Sanktionen, welche die USA nach dem einseitigen Ausstieg aus dem Atomabkommen erhoben haben, werden von der EU nicht mitgetragen. Dennoch haben sich schon jetzt viele europäische Unternehmen aus dem Iran zurückgezogen, um die Geschäftsbeziehungen mit den USA nicht zu gefährden.
Der stellvertretende iranische Außenminister Abbas Araqchi sagte, man führe momentan intensive Gespräche mit der EU und sei in einem engen Kontakt um das Versprechen der EU einzulösen, den Atomdeal von 2015 weiter einzuhalten. Europa müsse allerdings schnell handeln, denn alle Maßnahmen nach dem 4. November seien nichts wert, so Araqchi. An diesem Datum treten die US Sanktionen gegen die iranische Ölindustrie voll in Kraft.
Es ist hier durchaus im Interesse der EU, Lösungen zu finden. Bisher hatte sich der Iran an den Atomdeal von 2015 gehalten, jedoch dürfte diese Bereitschaft gehörig ins Wanken kommen, sollten die iranischen Ölexporte durch die US Sanktionen tatsächlich zum Erliegen kommen.
US Aufbauten bei Destillaten und Benzin
Das Zahlenwerk des American Petroleum Institute sorgte gestern für leichte Preisnachlässe. Zwar meldete die Agentur, dass Rohöl um -1,2 Millionen Barrel (190,8 Millionen Liter) zurückgegangen ist, jedoch ist dieser Rückgang vergleichsweise gering und weniger stark als erwartet.
Aufbauten konnten hingegen bei Destillaten und Benzin verzeichnet werden. In beiden Fällen lagen die Werte hier deutlich über den Erwartungen. Vor allem die Benzinvorräte übertrafen mit einer Zunahme von 1 Millionen Barrel (159 Millionen Liter) die Prognosen, welche sogar mit einem Rückgang gerechnet hatten.
Die Marktteilnehmer erwarten nun heute am späten Nachmittag den Wochenreport des Amerikanischen Energieministeriums (DOE), welcher detaillierter und umfangreicher ist als der Bericht des API. Sein Einfluss auf die börsengehandelten Rohölpreise ist deshalb oft nachhaltiger als der des API.
Ausblick
Auf Grund der prekären Versorgungslage durch die niedrigen Pegelstände im Süden und in der Mitte Deutschlands kommt es immer noch zu extremen Preisunterschieden zwischen den verschiedenen Regionen. Prognosen lassen sich nur schwer treffen, durch die niedrigeren Preise an der Börse könnte es aber heute auch bei den Inlandspreisen zu Nachlässen kommen. Für 100 Liter Heizöl könnten dann Abschläge von etwa -0,50 Euro drin sein.