Die letzte Woche war Dank der gestiegenen Bestandsdaten aus den USA eigentlich unter dem Zeichen fallender Preise gestanden. Doch am späten Freitag Nachmittag wendete sich das Blatt und die Preise kletterten wieder stetig nach oben. Hauptgrund war der starke US Dollar, der Rohöl für Käufer aus dem Ausland verteuerte. Das Kaufinteresse ließ nach und die Preise stiegen an. Hinzu kamen Meldungen von Unruhen im Irak, die die Marktteilnehmer zusätzlich verunsicherten.
Eskalation im irakischen Basra
Am Freitag Abend stürmten Demonstranten die iranische Botschaft in der südirakischen Stadt Basra und setzten sie in Brand. Es hatte schon seit längerem Proteste gegeben, die sich vor Allem gegen Korruption, Misswirtschaft und Arbeitslosigkeit richteten. Seit dem letzten Wochenende starben bei Unruhen mindestens neun Menschen.
Im Großraum Basra sollen sich Demonstranten auch Zugang zu einem Ölfeld verschafft haben. Die Produktion wurde aber anscheinend nicht beeinträchtigt. Laut dem irakischem Ölminister, Jabbar al-Luaibi, habe man die Sicherheit an den Ölanlagen wieder hergestellt. Die Übergriffe zeigen jedoch, dass die Sicherheitslage beim zweitgrößten Ölproduzenten der OPEC angespannt ist.
Knappe Versorgungslage zum Jahresende?
Die Internationale Energieagentur IEA, eine unabhängige Kooperationsplattform für Energietechnologie, prognostiziert eine Verknappung der Marktlage in den nächsten Monaten. Laut Fatih Birol, dem Direktor der IEA, sei auch im nächsten Jahr mit einem robusten Nachfragewachstum zu rechnen. Er geht für 2018 von einer Zunahme von etwa +1,4 Millionen Barrel aus und von einer ähnlichen Menge für 2019.
Da es aber zur Zeit größere Probleme bei der Angebotsversorgung gibt, könnte dieses große Nachfragewachstum Schwierigkeiten machen. Vor Allem Venezuela ist und bleibt das Sorgenkind. Die Produktion im ölreichsten Land der Welt hat sich in den letzten zwei Jahren auf Grund der politischen und wirtschaftlichen Situation des Landes halbiert und wird wohl weiter sinken.
Eine der größten Herausforderungen sind außerdem die Sanktionen gegen den Iran, deren volles Ausmaß noch gar nicht abzusehen ist. Schon jetzt wirken sich die Maßnahmen der US Regierung stärker auf die Exportzahlen des Iran aus, als vermutet. Und das, obwohl sie erst ab dem 4. November voll in Kraft treten werden.
Gegensätzliche Signale beeinflussen die Ölpreise
Zur Zeit befinden sich die börsengehandelten Rohölpreise in einem Spannungsfeld aus verschiedenen Einflussfaktoren. Versorgungsprobleme wie etwa durch die Sanktionen gegen den Iran und auch die Unsicherheiten in Ländern wie Venezuela, Nigeria und Libyen sprechen kurz- und mittelfristig für Preiserhöhungen.
Mittel- bis langfristig nimmt die US Ölförderung aber weiter zu und auch andere Länder außerhalb der OPEC bringen große Mengen auf den Markt. Das Produktionswachstum der Nicht-OPEC Länder wird das Nachfragewachstum wohl übertreffen, so die Erwartung auch von der OPEC. Doch bis dieser Effekt am physischen Markt zu spüren ist, wird es mehrere Monate dauern. Wann und ob sich die preissenkenden Faktoren schließlich durchsetzten werden, ist somit noch unklar.
Ausblick
Auch im Inland sind heute höhere Preise im Vergleich zu Freitag zu erwarten. Vor Allem der starke Dollar spielt hier eine Rolle, denn er verteuert in Dollar gehandeltes Öl für Investoren außerhalb der USA. Verbraucher müssen demnach heute mit Aufschlägen von etwa +0,70 bis +0,90 Euro für 100 Liter Heizöl rechnen.