Gestern erschien der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums zu den US Bestandsdaten. Auf diesen warten die Marktteilnehmer jede Woche, da die Daten oft einen direkten Enfluss auf die börsengehandelten Rohölpreise haben. Das Zahlenwerk gestern meldete vor allem Bestandsabbauten, die tatsächlich am späteren Tag für Preisanstiege sorgten. Noch mehr Einfluss haben jedoch nach wie vor die US Sanktionen gegen den Iran. Schon jetzt zeigt sich, dass die Auswirkungen größer sind als befürchtet. Aus der OPEC werden erste Befürchtungen laut, dass die Nordseeölsorte Brent demnächst die 80 Dollar Marke überschreiten könnte. Diese war zuletzt inoffiziell als Obergrenze bei der OPEC gehandelt worden. Mittel- und langfristig spricht also alles für steigende Preise.
US Bestandsveränderungen im Überblick
Die wöchentlich erscheinenden Bestandsdaten des American Petroleum Institute API und des Amerikanischen Energieministeriums DOE sind für die Marktteilnehmer von hohem Interesse. Fallen sie positiv aus, gehen die Preise meist nach unten. Diese Woche jedoch meldet das DOE allerdings vor Allem Abbauten, nicht nur bei Rohöl sondern auch bei Benzin. Erwartungsgemäß reagierten die Rohölpreise sofort darauf und gingen etwas nach oben. Da man allerdings mit Bestandsabbauten gerechnet hatte, blieb ein extremer Preissprung aus.
OPEC Vertreter rechnet mit steigenden Preisen
Der iranische Vertreter bei der OPEC, Hossein Kazempour, geht davon aus, dass der Preis für das an der Börse als Referenzsorte gehandelte Nordseeöl Brent letztlich über 80 Dollar steigen wird. Es sind momentan einfach nicht genügend Reservekapazitäten vorhanden, um die Ausfälle der iranischen Ölexporte auszugleichen. Selbst Saudi-Arabien soll intern bereits seine Überraschung geäußert haben, wie erfolgreich die US Sanktionen gegen den Iran laufen. Damit hatte man offenbar nicht gerechnet.
Die Saudis hatten zuletzt versucht, ein Überschreiten der 80 Dollar-Marke zu verhindern. Nun heißt es aber aus gut unterrichteten Kreisen, dass der größte Ölproduzent der OPEC einen Preisanstieg über 80 Dollar temporär wohl akzeptieren würden. Dies wird als Signal gesehen, dass bei dem anstehenden Meeting der OPEC und Russland am Wochenende die Produktionsmengen nicht besprochen werden und vorerst keine Anpassungen erfolgen.
Sollte dies der Fall sein, würde sich die Versorgungslage wohl weiter verknappen. Damit würden die börsengehandelten Rohölpreise gezwungenermaßen zum Ende des Jahres ansteigen.
Ausblick
Auch heute ist durch den Preisanstieg an den Ölbörsen mit leichten Aufschlägen im Inland zu rechnen. Zwar ist der Euro/Dollar-Kurs auf dem Weg nach oben, was sich für die Inlandspreise oft preissenkend auswirkt, dennoch zahlen Verbraucher heute etwa +0,40 Euro mehr für 100 Liter Heizöl als gestern.