Wie jeden Mittwoch hat das US-Energieministerium (DOE) auch gestern seinen wöchentlichen Bericht zur Entwicklung der Ölbestände in den USA veröffentlicht. Dieser zeigte, dass die Rohölbestände des Landes nun schon 15 Wochen in Folge zulegten. Allerdings fiel der Anstieg im Verhältnis zu den Vorwochen deutlich schwächer aus.
Nachdem die US-Rohölbestände in der Woche vom 3. bis 10. April noch einen Rekordzuwachs von 19,2 Mio. Barrel verbucht hatten, stiegen die Vorräte landesweit in der Woche zum 01. Mai „nur“ noch um 4,6 Mio. Barrel. Schon das deutet darauf hin, dass sich die Situation am amerikanischen Markt in Sachen Überversorgung zumindest wieder etwas entspannt. In den vergangenen Wochen lag der Fokus allerdings verstärkt auf der Bestandsentwicklung im US-Zentrallager in Cushing, Oklahoma. Da Produzenten und Raffineriebetreiber aufgrund der schwachen Nachfrage kaum noch eigene freie Lagerkapazitäten zur Verfügung hatten, wurde immer mehr Rohöl in Cushing „verstaut“. Mitte April war man daher noch davon ausgegangen, dass die operative Kapazitätsgrenze des US-Zentrallagers (etwa 76 Mio. Barrel) bis Mitte Mai erreicht sein könnte, was den Preis der US-Rohölsorte und letztlich auch die Preise insgesamt extrem unter Druck brachte.
US-Zentrallager stößt später an Grenzen als befürchtet
Während die Bestände in Cushing in den vier Wochen von 27. März bis 24. April jedoch im Durchschnitt um etwa 5 Mio. Barrel pro Woche zunahmen, stiegen sie in der Woche zum 01. Mai gerade noch um 2,1 Mio. Barrel. Dank der immer schwächer werdenden Bestandszunahme in Cushing, könnte es nun doch noch einige Wochen länger dauern, bis die operative Kapazitätsgrenze des Lagers erreicht wird. Dies sorgte zusammen mit der rückläufigen US-Rohölproduktion zuletzt dafür, dass die Preise – allen voran WTI – wieder etwas stiegen.
Für einen dauerhaften Preisanstieg bedarf es jedoch noch anderer, wesentlicher Faktoren. So müsste einerseits die Nachfrage wieder deutlich zunehmen. Zumindest in den USA geriet die Entwicklung der Produktnachfrage dem DOE zufolge jedoch zunächst wieder ins Stocken. Abgesehen davon müssten die OPEC+ Kürzungen strikt eingehalten werden. Hier gibt es jedoch bereits erste Zweifel, denn sowohl Nigeria und Angola als auch der zweitgrößte OPEC-Produzent, Irak, könnten die vereinbarten Produktionsziele im Mai überschreiten. Und das, wo das Produzentenbündnis mit 9,7 Mio. B/T (Mai und Juni) ohnehin bereits deutlich weniger Öl vom Markt nehmen will als nötig um den Nachfrageschwäche auszugleichen.
Ausblick
Der Rücksetzer, zu dem es an den Ölbörsen am Mittwochnachmittag kam dürfte sich heute auch in den Inlandspreisen widerspiegeln. Dabei ist bei Heizöl mit starken Abschlägen von -1,80 bis -2,10 Euro pro 100 Liter zu rechnen.