Gestern Abend gaben die Ölpreise an den Börsen kurzzeitig deutlich nach. Ursache war eine Meldung, wonach Saudi-Arabien bereit ist seine Ölförderung noch einmal zu steigern. Doch die Freude währte nicht lange. Der Preisvorteil wurde kurz darauf wieder egalisiert, da die Versorgungslage knapp bleibt und sich in den USA mit erneut deutliche Bestandsabbauten abzeichnen.
Saudi-Arabien will auf Kapazitätsreserven zurückgreifen
Die Saudis sind das einzige Land, dass nennenswerte Reserven zur Steigerung der Rohölförderung hat. Diese Reserve schwankt allerdings und dürfte wohl irgendwo im Bereich zwischen 1,5 und 2,0 Millionen Barrel pro Tag (1 Barrel = 159 Liter) liegen. Sollten diese aktiviert werden, würde man den unerwarteten Ausfällen in Libyen, Kanada und Kasachstan entgegenwirken. Doch bleibt offen wie schnell die Saudis diese eiserne Reserve aktivieren können und wollen.
Saudi-Arabien hat ein ureigenes Interesse daran die Ölpreise nicht zu weit steigen zu lassen, damit die Preisniveaus nicht die Ölnachfrage ausbremsen. Eine Anhebung der Förderung ist daher nicht unwahrscheinlich, wenngleich aber auch das letzte Mittel der Saudis. So lange das Königreich diese Maßnahme nicht ergreift, bleibt eine deutlichere Entspannung der Preisniveaus aus, da die Versorgung insgesamt weiter knapp bleibt.
Bestandsabbauten in den USA deuten sich an
In den USA rechnet man wegen der knappen Versorgungslage auch mit erneuten Abbauten bei den Ölbeständen. Vor allem die Lieferausfälle aus Kanada treffen die USA, die Hauptabnehmer der kanadischen Exporte sind. In der Zeit, in der die Spritnachfrage auf ihren saisonalen Höchststand zusteuert, fehlen Rohölimporte. Das American Petroleum Institute (API) veröffentlichte daher in der Nacht, dass man von deutlichen Bestandsabbauten bei Rohöl, Benzin und Destillaten (Diesel und Heizöl) ausgeht. Zusammen sollen die landesweiten Bestände innerhalb einer Woche um 7,9 Millionen Barrel – entspricht etwa 1,26 Milliarden Liter – abgenommen haben.
Ausblick
Für das Inland ergeben sich aktuell nur geringfügige Preisänderungen zu gestern. Da die Preise am Vorabend kurz nachgaben die Erwartung von Abbauten bei den US Ölbeständen nun aber wieder stützen, sollten sich die Inlandspreise bei Heizöl nach aktuellen Vorgaben nur geringfügig zum Vortag verändern. Allenfalls kleinere Preisanpassungen scheinen derzeit wahrscheinlich.