Nachdem bekannt wurde, dass Saudi-Arabien seine Ölproduktion im vergangenen Monat deutlich angehoben hat, gerieten die Preise am späten Freitag Nachmittag unter Druck und fielen ordentlich. Dieser Trend setzt sich zum Wochenauftakt erst einmal fort, da im Moment viele Signale für sinkenden Preise sprechen. Die aktiven Ölbohranlöagen in den USA und Afrika nehmen stetig zu, das Ende des OPEC Abkommens scheint in greifbarer Nähe und die meisten Analysten haben die Preisprognosen für die zweite Jahreshälfte nach unten korrigiert.
Saudi-Arabien macht ernst mit Produktionssteigerung
Angekündigt war es längst, und nun kennt man auch konkrete Zahlen. Saudi-Arabien hat im Monat Mai täglich 100.000 Barrel mehr Öl produziert als im Vormonat, das sind ungefähr 15,9 Mio. Liter. Im Juni soll diese Zahl nochmal verdoppelt werden. Auch Russland scheint es ernst zu meinen und hat die Produktion angeblich schon jetzt gesteigert, auch wenn noch keine genauen Mengen bekannt sind.
Die Begründung ist naheliegend: Es sollen mögliche Produktionsausfälle aufgefangen werden, die durch die Sanktionen gegen Teheran entstehen könnten. Letzte Woche soll Washington selbst einige befreundete Nahost-Staaten, darunter auch Saudi-Arabien, gebeten haben, eine Steigerung von etwa 1 Mio. Barrel (195 Mio. Liter) in Betracht zu ziehen, um der Unterversorgung durch iranische Produktionsausfälle entgegenzuwirken.
Produktionsabkommen unter Druck
Das Produktionsabkommen der OPEC und ihrer Partner gerät somit immer mehr ins Wanken. Durch das Vorpreschen der beiden Großproduzenten Saudi-Arabien und Russland nehmen die Spannungen innerhalb des Bündnisses zu. Andere Länder könnten jetzt nachziehen und noch vor einer offiziellen Entscheidung am 22. Juni ihre Produktion steigern.
Was am 22. Juni beim OPEC Meeting in Wien beschlossen wird, lässt sich natürlich nicht vorhersagen. Eine Lockerung oder sogar eine Aufhebung des Abkommens wird aber immer wahrscheinlicher. Am Dienstag wird außerdem mit Spannung der OPEC Monatsreport erwartet. Sollte er jedoch keine neuen Impulse liefern, spricht im Moment alles für weiter fallende Preise.
Ausblick
Bei niedrigen Preisen an der Börse zeichnen sich heute auch fallende Inlandspreise ab. Verbraucher müssen heute für 100 Liter Heizöl im Vergleich zu Freitag etwa -0,30 bis -0,40 Euro weniger bezahlen.