Die kontinuierliche Preissteigerung der letzten Tage scheint – zumindest für die börsengehandelten Rohölpreise – erst einmal ausgebremst. Im gestrigen Tagesverlauf gingen die Preise noch einmal nach oben, doch dann drehte sich der Wind. Der Bericht zu den US Ölbestandsdaten des American Petroleum Institute fiel ziemlich neutral aus und sorgte letztlich dafür, dass die Notierungen mit einem leichten Minus aus dem Tag gingen. Ob diese Kehrtwende allerdings bestand hat, ist fraglich. Die Ölexporte aus dem Iran sind schon jetzt klar zurück gegangen und Experten erwarten zum Jahresende eine Unterversorgung, die die Preise stützen würde.
Kaum Veränderungen bei den US Ölbeständen
Das American Petroleum Institute (API), der größte Interessensverband der Öl- und Gasindustrie in Amerika, hat auch gestern wieder die wöchentlichen Daten zu den Ölbeständen des Landes veröffentlicht. Nachdem in der letzten Woche die Rohölbestände stark abgenommen hatten, waren Experten auch diese Woche von leichten Rückgängen ausgegangen.
Überraschenderweise meldete das API nun im Prinzip unveränderte Rohöl- und Benzinvorräte und leichte Aufbauten bei Destillaten. Der Bericht blieb eher neutral und lieferte somit kaum neue Impulse für die börsengehandelten Rohölpreise.
Die Marktteilnehmer erwarten heute den Bericht des Amerikanischen Energieministeriums (DOE), dessen Zahlen oft einen größeren Einfluss auf die Preisentwicklung haben. Die Daten des DOE sind genauer, da sie auch Zahlen zu Nachfrage, Importen und Exporten sowie der Rohölförderung beinhalten.
Sanktionen gegen den Iran wirkungsvoller als erwartet
Die US Sanktionen gegen den Iran zielen vor allem auf die Ölindustrie ab und haben das Ziel, die Ausfuhren letztlich auf Null zu drücken. Auch wenn die Sanktionen erst im November voll in Kraft treten, ist es für Unternehmen schon jetzt schwierig, Öl aus dem Iran zu beziehen. Immer mehr Reedereien stellen die Beförderung von iranischem Öl ein und Banken finanzieren die Käufe nicht mehr.
Laut Einschätzung der National Iranian Oil Company sollen die Ölexporte des Landes im kommenden Monat auf etwa 1,5 Millionen Barrel, also etwa 238,5 Millionen Liter, fallen. Bei den letzten Sanktionen, an denen sich auch die EU und andere Länder beteiligt hatten, wurden die iranischen Exporte auf 1,2 Millionen Barrel gedrückt.
Da die Sanktionen diesmal nicht von anderen Ländern mitgetragen werden, gingen Experten eigentlich von einem geringeren Einfluss aus. Es scheint nun jedoch, als könnte es noch schlimmer kommen. Die OPEC beeilte sich, die Stimmung zu beruhigen, und verwies auf die Produktionsreserven, die man für solche Fälle habe. Ob diese jedoch ausreichen werden, wird sich erst noch zeigen müssen.
Venezuela erhofft sich Ausbau der Ölproduktion
Die Ölindustrie Venezuelas, dem Land mit den größten Ölvorkommen weltweit, liegt seit geraumer Zeit am Boden. Unterinvestitionen, Misswirtschaft und politische Instabilität brachten die Ölproduktion fast zum erliegen. Nun hat das staatliche Ölunternehmen eine Investitionsvereinbarung in Höhe von 430 Millionen Dollar unterzeichnet. Damit soll die Produktion um 640.000 Barrel gesteigert werden.
Das geplante Volumen entspräche damit in etwa 50 Prozent der momentanen Ölproduktion. Ein ehrgeiziges Ziel in der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Situation. Es scheint fraglich, ob man nun plötzlich Investoren zurück ins Land holen kann, die sich zuletzt auf Grund der maroden Situation eher zurückgezogen hatten.
Ausblick
Mit den Preisrückgängen an der Börse deuten sich auch für die Heizölpreise leichte Spielräume nach unten an. Die wegen der niedrigen Pegelstände knappe Verfügbarkeit im Inland könnte aber durchaus auch heute wieder zu Preisaufschlägen führen. Prognosen sind deshalb zur Zeit kaum möglich.