Die börsengehandelten Rohölpreise schossen gestern Nachmittag in die Höhe und notierten so hoch wie seit Oktober nicht mehr. Grund waren gleich zwei Meldungen, die den Ölmärkten Rückenwind gaben. Zum einen meldeten die Pharmaunternehmen Pfizer und Biontech einen Durchbruch in Sachen Corona-Impfstoff. Zum anderen hieß es aus OPEC-Kreisen, eine weitere Kürzung der Ölförderung sei immer wahrscheinlicher.
Impfstoff-Hoffnung
Gestern Nachmittag meldeten der US-Pharmariese Pfizer und sein deutscher Partner Biontech sehr vielversprechende Testergebnisse zu ihrem Impfstoffkandidaten. Den neuen Daten zufolge liefert das Medikament einen 90-prozentigen Schutz vor einer Ansteckung mit Covid-19. Schon in den nächsten Wochen, wenn weitere Testreihen abgeschlossen sind, könnte das Präparat dann in den USA zur Zulassung angemeldet werden.
Bis zur tatsächlichen Anwendung des Impfstoffes wird es zwar noch dauern, doch die Euphorie an den Märkten war dennoch kaum zu bremsen. Die Meldung schlug ein wie eine Bombe und DAX und Dow Jones schossen in die Höhe. Auch die Ölpreise wurden nach oben katapultiert, hoffen doch die Anleger, dass ein Impfstoff die stark gebeutelte Weltwirtschaft wieder ankurbeln würde – und damit auch die eingebrochene Ölnachfrage.
OPEC+ im Zugzwang
Kurz vorher hatten die Ölmärkte von anderer Seite Rückenwind bekommen. Die Organisation erdölproduzierender Länder (OPEC) und ihre Partnerländer, die gemeinsam das Bündnis OPEC+ bilden, plant möglicherweise, ihre Produktion weiter zu beschränken, um die Ölpreise im Gleichgewicht zu halten. Der saudische Ölminister Prinz Abdulaziz bin Salman meinte gestern, man beobachte die Marktlage und werde entsprechend reagieren. Eine Verschärfung der Kürzungen sei nicht ausgeschlossen.
Die OPEC+ hatte im Frühjahr historische Kürzungen von 9,7 Millionen Barrel (à 159 Liter) beschlossen, plante allerdings von Anfang an einen schrittweisen Abbau dieser starken Beschränkungen ein. Im Juli wurde die Menge auf 7,7 Millionen Barrel angepasst, im Januar hätte eigentlich die nächsten Lockerung um knapp 2 Millionen Barrel stattfinden sollen. Damit käme wieder deutlich mehr Öl auf einen sowieso schon überversorgten Markt, was die Ölpreise stark belasten würde.
Auch wenn es bisher noch nicht offiziell gemacht wurde, scheint die OPEC+ zumindest intern über eine neuerliche Verschärfung der Kürzungen zu diskutieren. Marktbeobachter rechnen jedoch zumindest damit, dass die aktuellen Kürzungen von 7,7 Millionen Barrel am Tag beibehalten und nicht wie geplant gelockert werden.
Ausblick
Die Preisrallye von gestern hat auch die Heizölpreise im Bundesgebiet in die Höhe schießen lassen. 100 Liter kosten demnach heute etwa +1,35 bis +1,55 Euro mehr als gestern Vormittag.