Der Preisrutsch der vergangenen Woche hat gezeigt, dass momentan ein Widerspruch herrscht an den internationalen Ölbörsen. Zum einen sorgt man sich seit Jahresbeginn um die knappe Versorgungslage, die in den letzten Monaten immer wieder für Preisanstiege gesorgt hatte. Zum anderen zeigt sich aber auch, dass in den USA die Bestände wachsen und dass die weltweite Ölnachfrage nachzulassen scheint. Der starke Verlust von Donnerstag konnte am Freitag Abend zwar größtenteils wieder ausgeglichen werden, doch die Ölmärkte und damit auch die Ölpreise bleiben weiterhin unberechenbar.
Nachfrage nach Öl und Ölprodukten nimmt weltweit ab
Gäbe es die zahlreichen politischen Spannungen im Moment nicht, würde der Ölpreis wahrscheinlich ganz anders aussehen, so zumindest die Vermutung einiger Finanzexperten. Denn aktuell zeichnet sich global eigentlich eine Nachfrageschwäche ab. In den USA sinkt die Raffinierieauslastung kontinuierlich, ebenso wie die im Sommer eigentlich steigend erwartete Nachfrage nach Benzin. In China drosseln einige Raffinerien wegen schlechter Margen ihre Produktion. Dies zeigt, dass es am Produktmarkt eine Überversorgung gibt, die sich langsam auch auf den Rohölmarkt überträgt.
In diesem Lichte sind dann auch die pessimistischen Konjunkturerwartungen alles andere als positiv für die Ölpreise. Der Handelsstreit zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten USA und China wird zum immer größeren Belastungsfaktor für die weltweite Wirtschaftsentwicklung, ebenso wie das kein Ende nehmende Brexit-Chaos in Europa. Dadurch wird die weltweite Ölnachfrage belastet, so dass eigentlich auch die Preise unter Druck kommen dürften.
Politische Risikofaktoren verhindern Preisrutsch
Die Gründe für das hohe Preisniveau, dass sich trotz widersprüchlicher Signale hält, sind eher politischer Natur. Die von Amerika erhobenen Sanktionen gegen Venezuela und den Iran sorgen zweifellos dafür, dass Mengen am Markt fehlen, und auch wenn das volle Ausmaß nicht abzusehen ist, bleiben die Sanktionen als Risikofaktoren in den Köpfen der Marktteilnehmer bestehen.
Hinzu kommt, dass die Sanktionen gegen den Iran den schwelenden Nahost-Konflikt wieder haben aufflammen lassen. Seit Wochen verschärft sich die Rhetorik und die Gefahr eines Militärschlages ist realer denn je. Anfang Mai hatte die US Regierung einen Flugzeugträgerverband und weitere Kriegsschiffe in die Region verlegt. Am Freitag folgten dann 1.500 Soldaten zum Schutz von US Einrichtung, da es angeblich geheimdienstliche Hinweise über eine gestiegene Bedrohungslage geben soll.
Solange es hier keine Deeskalation gibt, werden auch die Ölpreise weiter gestützt. Das Spannungsfeld zwischen preissenkenden und preissteigernden bleibt erst einmal bestehen. In den nächsten Monaten werden mittelfristige Faktoren hinzu kommen, wie etwa die mögliche Fortsetzung der OPEC Förderkürzungen oder die Entwicklung der US Rohölförderung. Eventuell ergeben sich damit in der zweiten Jahreshälfte klare Impulse und Richtungswechsel bei den Ölpreisen.
Ausblick
Bei den Inlandspreisen zeichnet sich heute wenig Veränderung im Vergleich zu Freitag ab. 100 Liter Heizöl kosten etwa ± 0,00 bis +0,20 Euro mehr als vergangene Woche. Vor Allem im Osten des Landes kann es jedoch durch Probleme an einer russischen Pipeline zu höheren Preisen und Wartezeiten kommen. Seit Wochen war durch die Pipeline verunreinigtes Öl transportiert worden, so dass einige Raffinerien ihren Betrieb ganz oder teilweise einstellen mussten. Dadurch kann es bei Heizöl, Diesel und auch Benzin zu Versorgungsschwierigkeiten kommen.