Die vergangene Woche endete mit neuen Jahreshochs bei den börsengehandelten Rohölpreisen. Die militärische Eskalation in Libyen und die damit verbundene Soge der Marktteilnehmer um eine weitere Verknappung des Angebotes sorgte für einen ordentlichen Preisanstieg. Gleichzeitig ließen positive US Arbeitsmarktdaten am Freitag die Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum wieder etwas rosiger erscheinen. Vor nicht allzu langer Zeit war noch die Angst vor einer Rezession und einem schwachen Ölnachfragewachstum umgegangen und hatte Preisrallyes stets ausgebremst. Diese Stimmungslage hat sich inzwischen gedreht und so ist auch heute mit hohen Preisen zu rechnen.
Anzahl der US Ölbohranlagen gestiegen
Die hohen Ölpreise haben das erste Mal seit sieben Wochen wieder für einen Anstieg der aktiven Ölbohranlagen in den Vereinigten Staaten gesorgt. Wenn die Ölpreise hoch gehen lohnen sich auch Investitionen in die Schieferölindustrie wieder. Insgesamt 15 neue Anlagen sind deshalb in dieser Woche dazu gekommen, so dass der Wert nun bei 831 liegt. Seit Jahresbeginn ist dies allerdings erst die vierte Woche, in der die Zahl der Anlagen gestiegen ist. Insgesamt ist der Trend im Vergleich zum letzten Jahr rückläufig. Dies könnte sich nun mit den höheren Preisprognosen ändern.
Die Anzahl der aktiven US-Ölbohranlagen ist ein Indikator für das Wachstum der amerikanischen Ölproduktion. Mit den Anlagen werden neue Ölquellen angebohrt. Damit an diesen jedoch auch Öl gefördert werden kann, müssen die Quellen erst noch mit Pipelines und Fördereinrichtungen erschlossen werden. Dies nimmt in etwa 6 bis 9 Monate in Anspruch, sodass die Anzahl der Ölbohranlagen eher eine mittel- bis langfristige Indikation zum US-Ölförderwachstum darstellt.
Kampfhandlungen in Tripolis
Die Lage in Libyen spitzt sich weiter zu nach dem Vorrücken der Libyan National Army (LNA) von General Khalifa Haftar auf die Hauptstadt Tripolis am Wochenende. Die LNA gab an, den internationalen Flughafen unter ihre Kontrolle gebracht zu haben. Gleichzeitig kündigte die international anerkannte Einheitsregierung eine Gegenoffensive an. Man werde alle libyschen Städte von Aggressoren und illegitimen Kräften säubern, so die Ankündigung der Regierung in Tripolis.
Beobachter fürchten, dass der offene Konflikt zwischen der Regierung in Tripolis und der Gegenregierung aus Benghazi, die Haftar mit seiner LNA unterstützt, zu den blutigsten Kämpfen seit dem Sturz Gaddafis 2011 führen könnte. Die UNO forderte bereits am freitag ein Ende der Offensive und am Wochenende schlossen sich auch die USA dieser Forderung an.
Neben der humanitären Katastrophe, die eine weitere militärische Eskalation auslösen könnte, ist man am Ölmarkt vor Allem wegen der schwerwiegenden Konsequenzen für die Verfügbarkeit besorgt. Die Ölförderung Libyens schwankte in den letzten Jahren immer stark, wenn es zu Kampfhandlungen zwischen den rivalisierenden Truppen kam. So lange der Konflikt nicht friedlich beigelegt wird wirkt er sich stützend auf die Ölpreise aus.
Heizöl zum Wochenstart teurer
Die börsengehandelten Rohölpreise starten mit neuen Jahreshochs in die neue Woche. Damit ergeben sich auch für den Heizölpreis im Inland teils ziemlich heftige Aufschläge. Durchschnittlich kosten 100 Liter Heizöl heute etwa +0,90 bis +1,10 Euro mehr als am Freitag morgen.