Seit heute greifen in Deutschland die neuen Lockdownregeln, die bis mindestens Ende November intakt bleiben sollen. In zahlreichen andere europäische Länder, wie etwa Frankreich und Großbritannien, gelten ebenfalls schon wieder strikte Beschränkungsmaßnahmen. Die Ölbörsen reagieren mit Sorge und so rutschen die börsengehandelten Rohölpreise zum Wochenauftakt in den Keller.
Nachfragesorgen steigen
Die Marktteilnehmer haben offenbar nicht vergessen, wie der erste Lockdown im Frühjahr sich auf die Ölpreise auswirkte. Die Nachfrage nach Öl brach damals quasi über Nacht ein, während die weltweite Ölproduktion natürlich erst einmal weiter ging. Überquellende Lagerbestände und eine uneinige OPEC, die sich lange nicht auf Förderkürzungen einigen konnte, sorgten dafür, dass die Ölpreise im April sogar kurzfristig ins Minus rutschten.
Auch wenn ein solcher Preisschock diesmal mehr als unwahrscheinlich ist, da sich die Lagerkapazitäten inzwischen erholt haben, steigt doch bei den Marktteilnehmern die Angst vor einer neuen Talsohle. Man befürchtet, dass die Lockdowns auch dieses Mal wieder für einen Nachfrageschock sorgen werden, auch wenn die betroffenen Länder sich nach wie vor bemühen, die Wirtschaft so gut wie möglich am Laufen zu halten.
Zu viel Öl?
Zu den Nachfragesorgen kommen außerdem Probleme von der Angebotsseite hinzu, denn weltweit ist die Ölproduktion in den letzten Wochen und Monaten wieder angestiegen. Immerhin hatte der Cut, den die radikalen Kürzungen der OPEC und ihrer Partner im Mai brachten, in den Sommermonaten für eine relative Erholung der Ölpreise gesorgt. In den USA wurde damit die Schieferölförderung wieder lukrativer und nahm zu. Und auch die OPEC steigerte ihre Produktion ab Juli wieder – sind doch die meisten Mitgliedsstaaten stark von den Einnahmen aus Ölexporten abhängig.
Hinzu kommt, dass mit dem Ende des Bürgerkrieges in Libyen die dortige Ölproduktion wieder an Fahrt aufgenommen hat. Seit Anfang des Jahres war diese durch Blockaden an den Ölanlagen des Landes quasi zum Erliegen gekommen. Doch nun sprudelt das Öl aus dem afrikanischen Land wieder und droht, den Markt zu überschwemmen. Libyen, das Land mit den größten Ölvorkommen Afrikas, war aufgrund des Krieges bisher von den OPEC-Kürzungen ausgenommen gewesen.
Eigentlich sollten die Förderkürzungen der OPEC und ihrer Partner ab Januar erneut gelockert werden. Doch die globale Entwicklung lässt die Rufe nach einer Verschiebung oder sogar einer erneuten Erhöhung der Produktionsbeschränkungen immer lauter werden. Sollten die Lockdowns weltweit ausgeweitet werden und die Ölproduktion gleichzeitig weiter zunehmen, wird die Organisation keine andere Wahl haben und ihren Output weiter beschränken müssen, um den Markt nicht mit Öl zu überfluten.
Ausblick
Die Inlandspreise gehen heute gemeinsam mit den börsengehandelten Rohölpreisen in den Keller und so können Verbraucher heute mit deutlichen Preisabschlägen im Vergleich zu Freitag rechnen. 100 Liter Heizöl kosten heute im Durchschnitt etwa -1,05 bis -1,25 Euro.