Auf die starken Preisanstiege der letzten Tage folgte gestern ein kleiner Abwärtstrend. Die hohen Preise veranlassten viele Marktteilnehmer zu Gewinnmitnahmen, was dazu führte, dass die börsengehandelten Rohölpreise gestern mit leichten Verlusten aus dem Handel gingen. Von Dauer dürfte diese Abwärtsbewegung jedoch nicht sein. Die Versorgungslage bleibt dank OPEC Kürzungen und US Sanktionen knapp, und auch die Wochen- und Monatsberichte des American Petroleum Institute und des US Energieministeriums brachten keine neuen Impulse.
Monatsbericht sieht Versorgungslage nochmals knapper
Die Energy Information Administration EIA, eine der Statistikabteilung des US Energieministeriums, hat im Monatsbericht von April die Marktlage für 2019 und 2020 nochmals knapper eingestuft als im März. Die Veränderungen sind allerdings nur gering und kamen für die Marktteilnehmer mit der Entwicklung der letzten Wochen nicht wirklich überraschend.
Der Bericht prognostiziert aber auch, dass wohl ab dem dritten Quartal, spätestens aber im kommenden Jahr die Preise wieder fallen dürften. Grund ist die weiter stark steigende Ölförderung der Nicht-OPEC Länder, angeführt von den USA, wo in 2019 alleine so viel neues Öl gefördert wird, dass der gesamte Nachfragezuwachs der Welt bedient werden kann.
Somit hat die EIA in ihrem Monatsbericht bestätigt, was sowieso bekannt ist. Die Marktlage ist knapp und hat sich seit dem letzten Bericht auch nicht verbessert. Damit hat der Bericht zwar keine unmittelbaren Sprünge an den Börsen ausgelöst, bestätigt aber die stützende Tendenz der letzten Wochen und Monate.
American Petroleum Institute meldet US Ölbestände
Kleinere Überraschungen lieferte einmal mehr der Wochenbericht des American Petroleum Institute API. Der Interessenverband der amerikanischen Öl- und Gasindustrie meldet jeden Dienstag Prognosen zu den Rohöl- und Produktbeständen in den USA, die von den Marktteilnehmern oft als Indikatoren für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen gesehen werden.
Die gestrigen Zahlen zeigten Aufbauten bei Rohöl um 4,1 Millionen Barrel (à 159 Liter), gleichzeitig aber auch starke Abbauten bei Destillaten und vor Allem Benzin, wo die Bestände um 7,1 Millionen Barrel gesunken sind. Diese ungewöhnlich hohen Abweichungen von den erwarteten Werten könnten allerdings noch mit den Problemen am Houston Ship Channel in Texas zusammen hängen. Dort war es vor einigen Tagen zu einem Brand gekommen und die anschließende Sperrung hatte für Ausfälle an den wichtigen Verladehäfen gesorgt. Diese hatten schon in der vergangenen Woche zu Verzerrungen bei den Import- und Exportdaten geführt.
Eventuell bringt heute Nachmittag der Wochenreport des US Energieministeriums DOE mehr Klarheit. Dieser folgt immer auf den API Bericht und äußert sich nicht nur zu den Ölbeständen sondern auch zu Importen und Exporten, Ölnachfrage sowie Rohölförderung. Möglicherweise liefert er damit nachhaltige Impulse für die börsengehandelten Rohölpreise.
Heizöl etwas günstiger zu haben
Als Reaktion auf die fallenden Rohölpreise sind heute auch im Inland zunächst Preisnachlässe zu erwarten. Für 100 Liter Heizöl zahlen Verbraucher demnach etwa -0,25 bis -0,40 Euro weniger als gestern morgen.