Die Ölpreise notieren zur Wochenmitte im frühen Handel wenig verändert, nachdem sie am Dienstag ihre zu Wochenbeginn erlittenen Verluste weiter ausgebaut hatten. Die Atlantiksorte Brent, die am Montag auf ein Vier-Monats-Tief gefallen waren, gaben gestern um weitere 1,07% auf 77,52 Dollar je Barrel nach, während Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI9 mit einem Minus von 1,31% bei 73,25 Dollar den Handel beendete.
US-Rohölvorräte überraschend stark gestiegen
Erste Erholungstendenzen bei den Rohölpreisen wurden gestern spätestens mit der Meldung des American Petroleum Institute (API) zunichtegemacht. In seinem Wochenbericht hatte das Ínstitut bekannt gegeben, dass die US-Rohölvorräte in der Woche zum 31. Mai um 4,052 Millionen Barrel angestiegen sind. Damit wurde der Rückgang der Vorwoche von 6,490 Millionen Barrel wieder nahezu wettgemacht und die Markterwartungen eines Rückgangs von 1,9 Millionen Barrel übertroffen.
OPEC-Entscheidung rüttelt Märkte durch
Zuvor hatte die OPEC+ bei ihrer virtuellen Sitzung am vergangenen Sonntag einige weitreichende Beschlüsse getroffen, die seitdem die Ölmärkte kräftig durchrütteln. So sollen die seit Juli 2023 geltenden und Anfang 2024 nochmals verstärkten freiwilligen Produktionskürzungen von acht Ländern in Höhe von insgesamt 2,2 Millionen Barrel pro Tag ab den kommenden Oktober 2024 schrittweise zurückgenommen werden.
Zudem dürfen die Vereinigten Arabischen Emirate zu Lasten der anderen Kartellmitglieder mehr produzieren. Diese Ankündigung sorgte ebenfalls für Sorgen vor einem Überangebot am Markt wie auch die Zusagen Kasachstans, Russlands und nicht zuletzt des Iraks, die bisherige Überproduktion durch kompensierende Kürzungen auszugleichen.
OPEC-Ölproduktion steigt,…
Denn einer aktuellen Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge, ist vor allem der Irak maßgeblich dafür mitverantwortlich, dass die Rohölproduktion der OPEC im Mai um 145.000 Barrel pro Tag im Vergleich zum April anstieg. Insgesamt produzierte das Kartell im Mai 26,63 Millionen Barrel pro Tag.
Die neun OPEC-Mitglieder, die an die Quotenregelung gebunden sind, holten laut der Reuters-Umfrage im Mai rund 250.000 Barrel pro Tag mehr aus dem Boden als im Rahmen der Vereinbarung abgesprochen war.
….weil der Irak weiterhin zu viel fördert
Vor allem der Irak, der zweitgrößte OPEC-Produzent hinter Saudi-Arabien, pumpt ständig Rohöl über seine OPEC+-Quote hinaus, obwohl Bagdad immer wieder versprochen hatte, die Überproduktion der letzten Monate durch zukünftige Produktionskürzungen auszugleichen.
Erst letzten Monat hatte der Irak der OPEC Pläne hierzu Pläne vorgelegt. Doch trotz der Anfang Mai gemachten Zusagen hat der Irak der Reuters-Umfrage zufolge seine Produktion im vergangenen Monat um rund 50.000 Barrel pro Tag gesteigert.
Auch Nigeria erhöhte seine Produktion um 50.000 Barrel pro Tag. Nachdem der größte afrikanische Ölproduzent jahrelang die Quoten der OPEC aufgrund vielfacher Probleme unterschritten hatte, wird jetzt wieder eine nachhaltige Produktionssteigerung angestrebt.
Gedrückte Stimmung an den Ölmärkten erfreut die Verbraucher
Der von Reuters beobachtete Anstieg der OPEC-Ölproduktion drückt die Stimmung an den Ölmärkten zusätzlich, nachdem man dort bereits die Entscheidungen der OPEC am Wochenende mit Enttäuschung aufgenommen hatte.
Zudem sind die Sorgen vor einer globalen Konjunkturabschwächung, die die weltweite Ölnachfrage beeinträchtigen könnte, immer noch nicht gänzlich aus den Köpfen der Ölhändler verschwunden. Angesichts dieser angespannten Ausgangslage werden die zuletzt deutlich niedrigeren Preise bei Roh- und Heizöl leichter nachvollziehbar.
Heizölpreise reagieren mit leichten Aufschlägen
Nachdem heute im frühen Handel leichte Aufschläge für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, zu beobachten sind, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region maximal +0,20 Euro bis +0,60 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch am Dienstag.