Immer zur Wochenmitte geben die USA ihre aktuellen Ölbestände bekannt. An den Rohölbörsen werden diese Daten meist mit Spannung erwartet, denn als größte Volkswirtschaft der Welt ist Amerikas Ölverbrauch durchaus relevant für die weltweite Ölpreisentwicklung. Gestern sorgten die erneut gestiegenen Rohölbestände des Landes an den Börsen für einen Preisrutsch.
US-Bestände steigen seit Corona stetig
Seit die Corona-Pandemie die globale Ölnachfrage fast zum Stillstand gebracht hatte, waren auch in den USA die Vorräte sowohl an Rohöl als auch an Ölprodukten wie Benzin oder Heizöl stetig gestiegen. Zwischenzeitlich drohte sogar der Lagerplatz auszugehen, was im April kurzfristig für Minuspreise bei Rohöl sorgte. Händler mussten wortwörtlich draufzahlen, um ihre Ware loszuwerden.
In den letzten Wochen hat sich die Lage jedoch wieder etwas stabilisiert. Die OPEC und ihre Partnerstaaten kürzen seit Mai ihre Produktion um noch nie dagewesene 9,7 Millionen Barrel am Tag und mit zurückgehenden Shutdowns kommt auch die Weltwirtschaft wieder in Gang. Marktteilnehmer hatten gehofft, dass sich dies auch in den wöchentlichen Bestandsdaten aus den USA niederschlage würde.
Rekordhoch bei Rohöl
Doch diese Hoffnung wurde gestern enttäuscht. Die US- Rohölbestände haben auch in dieser Woche wieder zugelegt und ein neues Rekordhoch von über 540 Millionen Barrel (à 159 Liter) erreicht. An den Ölbörsen sorgte dies für Enttäuschung, denn gestiegene Vorräte werden meist als Hinweis auf eine Überversorgung gesehen, die wiederum die Preise belastet.
Folgerichtig rutschten die Preise im Laufe des Nachmittags deutlich ab, denn die Marktteilnehmer müssen mit diesen Zahlen davon ausgehen, dass sich die Nachfrage nach Öl nicht so schnell erholt, wie gehofft. Auch bereitet die wachsende Zahl der Neuinfektionen in den USA Sorge. Neuerliche Shutdowns würden die zaghaft aufblühende Wirtschaft und mit ihr die Ölnachfrage wieder zunichtemachen.
Ausblick
Mit dem Rutsch der börsengehandelten Rohölpreise ist auch der Heizölpreis im Bundesgebiet etwas nach unten gegangen. Verbraucher können deshalb heute mit Abschlägen von etwa -0,50 bis -0,90 Euro im Vergleich zu gestern Vormittag rechnen.