Die Vereinigten Staaten und China haben sich im Handelsstreit angenähert und am Freitagabend eine vorläufige Einigung erzielt. Diese Meldung hat an den Ölbörsen jedoch kaum Eindruck hinterlassen, denn die Marktteilnehmer sind inzwischen skeptisch. Unterdessen kommen die Ölpreise zum Wochenauftakt etwas von den Preisspitzen am Freitag zurück. Der Angriff auf einen iranischen Öltanker hatte keine nachhaltigen Auswirkungen und so ist heute auch Heizöl wieder etwas günstiger zu haben als letzte Woche.
Vorläufiges Abkommen beeinflusst Preise kaum
Am Freitag haben Washington und Peking sich auf „Phase eins“ eines vorläufigen Abkommens geeinigt, das nun in den nächsten Wochen und Monaten im Detail ausgehandelt werden muss. Laut der mündlichen Vereinbarung werde Amerika auf die nächste Runde Strafzölle verzichten und China unter anderem wieder mehr Agrarprodukte aus den Vereinigten Staaten importieren.
Noch vor einem halben Jahr hätte diese Nachricht sicherlich für einen massiven Preissprung bei Rohöl geführt, ist der Handelsstreit doch ein Hauptfaktor für das immer weiter schrumpfende Ölnachfragewachstum, das die Ölpreise stark belastet. Die sehr zurückhaltende Reaktion an den Ölbörsen zeigt jedoch, wie skeptisch die Marktteilnehmer inzwischen sind.
Erst im Frühjahr war ein vermeintlich unterschriftsreifer Deal in letzter Minute geplatzt und die Folge waren wieder neue Strafzölle auf beiden Seiten gewesen. Und auch jetzt weiß man, dass das Abkommen längst noch nicht in trockenen Tüchern ist. Der Finanzexperte Stephen Innes geht davon aus, dass die Marktteilnehmer abwarten werden, da „kein erheblicher Teil der bestehenden Zölle beseitigt wurde und die kritische Vertrauenslücke somit noch lange nicht überbrückt ist.“
Ob es also tatsächlich zu einem dauerhaften Ende des Handelsstreits kommt, ist alles andere als sicher. Die Annäherung hängt auch mit innerpolitischen Faktoren zusammen, da Donald Trump für seinen Wahlkampf Erfolge braucht. Er kann nun vor allem die Agrarexporte Richtung China als große Errungenschaft präsentieren. Ob es jedoch auf lange Sicht eine Basis gibt, mit der beiden Parteien zufrieden sind, wird sich zeigen.
Ausblick
Nachdem der Angriff auf einen iranischen Öltanker vor der Küste Saudi-Arabiens am Freitag keine weiteren Eskalationen brachte, nahmen die Marktteilnehmer an den Ölbörsen Gewinne mit und die Preise gingen wieder etwas nach unten. Im Inland profitieren Verbraucher heute davon und zahlen für 100 Liter Heizöl entsprechend etwa -0,40 bis -0,60 Euro weniger als am Freitag.