Zunächst sah gestern alles ruhig aus an den Handelsplätzen und die börsengehandelten Rohölpreise stiegen im Tagesverlauf nur leicht an. Mit Saudi-Arabiens Ankündigung am späten Nachmittag, die Ölproduktion unerwartet stark zu erhöhen, sackten die Preise dann erst einmal etwas ab. Doch diese Preissenkung hatte nur kurzen Bestand, denn dank einer Meldung aus dem Weißen Haus schnellten die Preise am Abend massiv nach oben. Aus Washington hieß es, man wolle den Druck auf den Iran und seine Handelspartner erhöhen und Irans Ölexporte bis November auf „null“ senken.
Washington droht mit weiteren Sanktionen
Donald Trump hat es einmal mehr geschafft, mit einer einzigen Aussage eine komplette Kehrtwende an den Börsen herbeizuführen. Seine Ankündigung, dem Iran mit einem Total-Embargo bei Öl die wichtigste Einnahmequelle zu nehmen, sorgte für eine sofortige Reaktion und die Ölpreise schnellten nach oben.
Die USA hatten im Mai ihren Rückzug aus dem Atomabkommen mit dem Iran bekannt gegeben. Nun will die Trump Administration die iranischen Ölexporte bis zum 4. November auf null reduzieren. Alle Länder, die bis zu diesem Zeitpunkt ihre Bezüge nicht völlig eingestellt hätten, würden mit Sanktionen belegt, so ein hochrangiger Vertreter des Außenministeriums.
Das Ziel ist eindeutig: wirtschaftliche und politische Isolation. Der Kauf von iranischem Öl soll durch Sanktionen beispielsweise im Finanzbereich so unattraktiv werden, dass er sich für Teherans Handelspartner schlicht nicht mehr lohnt.
Wie realistisch dieses Ziel ist, wird sich erst noch zeigen müssen. Experten sehen Trumps vorgehen kritisch, denn ein vollständiger Exportstopp ist vermutlich gar nicht möglich. Dafür gibt es zu viele Länder, die nicht oder nur eingeschränkt mit den USA Handel treiben und somit auch keine Sanktionen zu befürchten haben.
Massive Abbauten bei US Rohöl
Im Sommer ist es nicht ungewöhnlich, dass Raffinerien ihren Umsatz steigern. Doch die gestern veröffentlichten Zahlen des American Petroleum Institue (API) zu den US Bestandsveränderungen waren ungewöhnlich deutlich. Gerechnet hatte man in dieser Woche mit etwa -2,8 Mio Barrel Rohöl weniger (445,2 Mio. Liter). Laut API sind es aber sogar -9,2 Mio. Barrel weniger (1,4 Mrd.Liter).
Die vergleichsweise leichten Aufbauten bei Destillaten und Benzin können nicht der alleinige Grund sein. Wahrscheinlich spielen Faktoren wie steigende Exporte bei gleichzeitig sinkenden Importen eine Rolle, ebenso wie Versorgungsprobleme aus Kanada, wo eine Aufbereitungsanlage voraussichtlich noch bis Ende Juli ausfällt.
Wenn das Amerikanische Energieministerium heute in seinem Bericht die Zahlen bestätigt, ist die Wahrscheinlichkeit fallender Preise äußerst gering. Bestandsabbauten in dieser Deutlichkeit haben einen unmittelbaren Effekt auf die börsengehandelten Rohölpreise, da sie tendenziell eine Unterversorgung bedeuten. Somit werden die Preise wohl erst einmal oben bleiben.
Ausblick
Mit den starken Abbauten bei den US Rohölbeständen sowie mit der neuen Drohung der USA bezüglich der iranischen Ölexporte gibt es heute kaum Anzeichen für Preissenkungen. Im Inland muss im Vergleich zu gestern mit Aufschlägen von +0,80 bis +1,00 Euro für 100 Liter Heizöl gerechnet werden.