Mit der Entscheidung der OPEC, am bestehende Produktionsabkommen festzuhalten, stiegen die börsengehandelten Rohölpreise am Freitag deutlich an. Auch die Verlautbarung, die Produktion trotzdem leicht anzuheben, konnte da wenig ausrichten. Zum Wochenauftakt starteten die Preise wieder auf niedrigerem Niveau, doch sind nun schon wieder auf dem Weg nach oben.
OPEC beschließt Produktionssteigerung
Das Risiko war hoch am Freitag in Wien. Selten waren die OPEC Mitgliedsstaaten so uneinig gewesen wie dieses Mal, als es um die Zukunft des Produktionsabkommens ging. Vor allem Saudi-Arabien war sehr vehement für eine deutliche Anhebung der Quoten gewesen. Iran hingegen hatte sich bis zum Schluss quergestellt und sogar mit einem Veto gedroht.
Die Notwendigkeit einer Einigung war aber offensichtlich jedem bewusst, um nicht an Glaubwürdigkeit und Einfluss zu verlieren. Die Pressemitteilung nach der Vollversammlung ist somit ein Kompromiss, dem offensichtlich jeder zustimmen konnte, wenn auch zähneknirschend. Man werde an dem 2016 getroffenen Abkommen festhalten, es jedoch nur noch zu hundert Prozent einhalten. Im Mai waren es noch 152 Prozent gewesen.
Vor allem die außerplanmäßigen Produktionsausfälle in Venezuela oder auch Angola hatten in den letzten Monaten für einen stärkeren Rückgang als erwartet gesorgt, so dass nun andere Länder diese Fehlmengen ausgleichen sollen. Geplant ist somit eine Steigerung von etwa 0,6 Mio. Barrel. Im Vorfeld des Treffens waren noch Steigerungen von bis zu 1 Mio. Barrel im Gespräch gewesen. Formal ist das immer noch möglich, real jedoch kaum wahrscheinlich.
Marktlage könnte sich in der zweiten Jahreshälfte wandeln
Durch den Entschluss der OPEC rechnen die meisten Experten damit, dass die Unterversorgung der letzten Monate nun kippen dürfte. Zwar fiel der Kompromiss des Kartells deutlich vorsichtiger aus als es manche Marktteilnehmer erwartet und sich vielleicht gewünscht hatte, dennoch ist die Entscheidung zur Produktionssteigerung ein klares Zeichen für sinkende Preise.
Und sie ist nicht der einzige Faktor, der für günstige Ölpreise sorgen könnte. Vor allem der Handelsstreit Washingtons mit Peking und anderen Nationen könnte sich negativ auf die Nachfrage auswirken. Steigende Zölle bremsen das Wirtschaftswachstum aus, so dass schließlich weniger Öl gebraucht würde.
Zum Risikofaktor könnte die Schieferölproduktion in den USA werden. In dieser Woche ging die Anzahl der aktiven Ölbohranlagen das erste mal seit 13 Wochen zurück, wenn auch nur gering. Es bleibt abzuwarten, ob sich hier eine Trendwende abzeichnet.
Ausblick
Zwar starteten die Preise heute morgen auf etwas niedrigerem Niveau als sie Freitag schlossen, doch befinden sie sich jetzt schon wieder im Aufwärtstrend. Somit ist auch im Inland mit klaren Preisaufschlägen zu rechnen und 100 Liter Heizöl kosten etwa +0,50 bis +0,70 Euro mehr als Freitag.