Die Ölpreise zogen gestern zwar erwartungsgemäß zunächst an, doch am Abend und im späten Handel orientierten sich die Preisniveaus verstärkt nach unten. Zum einen sorgen die drohenden Importzölle der USA für Unruhe, zum anderen rechnet das US Energieministerium in den kommenden Monate mit niedrigeren Preisniveaus.
Versorgungslage 2018 komfortable
Die Statistikabteilung des US Energieministerium, Energy Information Administration (EIA), hatte gestern ihre Erwartung bezüglich der Versorgungslage und Preisentwicklung angepasst. Zwar hielten sich die Korrekturen zur letzten Einschätzung in Grenzen, dennoch bleibt unterm Strich stehen, dass der globale Ölmarkt nach März erst einmal wieder Überversorgt sein wird. Für das laufende Jahr gehen die Experten davon aus, dass täglich durchschnittlich etwa 420.000 Barrel (ca. 66,8 Millionen Liter) mehr Rohöl gefördert als verbraucht wird. Auf das Gesamtjahr gerechnet sind das knapp 24,4 Milliarden Liter.
Zum Vergleich: zuletzt ergab sich in 2016 eine Überversorgung die bei 340.000 Barrel pro Tag (ca. 54,1 Millionen Liter) lag. damals lag der durchschnittliche Jahrespreis für die europäische Referenzsorte Brent bei gerade einmal 43,74 Dollar. Keine Überraschung also, wenn die EIA davon ausgeht, dass sich der Rohölpreis in den kommenden Monaten bei 60 Dollar einpendeln wird, nachdem er im Januar durchschnittlich bei 69,08 Dollar und im Februar bei 65,32 Dollar lag.
US Strafzölle könnten ein Nachfrageproblem werden
Die US Regierung um Donald Trump plant bekanntlich die Einführung von Strafzöllen auf Aluminium und Stahl. Sollten andere Länder als Gegenmaßnahmen Strafzölle gegen die USA verhängen, so kündigte Trump bereits die nächste Runde von Handelsbeschränkungen an. Nun ist gestern sein wirtschaftlicher Berater Gary Cohn zurückgetreten, was sogar die Ölpreise negativ beeinflusst hatte. Doch was steckt dahinter und warum beeinflusst dies die Ölpreise?
Der Rückzug Cohns wird als Indiz gesehen, dass die Strafzölle nun beschlossene Sache sind und kommen werden. Die nächste Niederlage des Mahners innerhalb der US Regierung, der sich gegen die Zölle aussprach. Im letzten Jahr wurde sein Rat bereits in den Wind geschlagen, als er sich gegen den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen stemmte. Durch die Einführung von Schutzzöllen kann es zu einem „Handelskrieg“ kommen. Dabei erheben die beteiligten Wirtschaftsräume Zölle auf bestimmte Güter aus dem anderen Land, sodass diese teurer werden.
In der Folge verkaufen die Unternehmen auf beiden Seiten weniger Güter, was das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand ausbremst. Weniger Wirtschaftswachstum beeinträchtigt auch das Ölnachfragewachstum negativ, weshalb die politischen Querelen in Washington nun auch einen indirekten Einfluss auf die Mineralölpreise haben. Denn weniger Nachfrage lässt den Preis zumeist sinken.
Ausblick
Mit den Vorgaben der EIA und den drohenden Strafzöllen starten die Börsen gehandelten Ölpreise mit Abschlägen in den Tag. Brent ist bereits unter das Vortagestief gefallen und in Richtung der 65 Dollar unterwegs. Für die Heizölpreise bedeutet dies, das Preisnachlässe von etwa -0,20 Euro pro 100l zum Vortag drin sind.