Die Ölpreise bleiben auch zu Beginn dieser Woche niedrig. Da kaum Nachfrage besteht, füllen sich die weltweiten Öllager unaufhaltsam und Ölproduzenten könnten bald gezwungen sein, ihre Förderung komplett einzustellen. In der Zukunft könnte das dann paradoxerweise zu einer Unterversorgung führen.
Kompletter Förderstillstand droht
Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass die Rohölpreise seit Jahresanfang einen Wertverlust von etwa 70 Prozent hingelegt haben. Grund ist die schwindende Nachfrage, denn eine Welt im Shutdown verbraucht kaum Brennstoff. Auch Benzin, Diesel und Heizöl sind damit inzwischen so günstig wie seit Jahren nicht mehr.
Experten rechnen nun damit, dass sich die Niedrigpreissituation schon im zweiten Halbjahr wandeln könnte, denn mit der sinkenden Nachfrage und dem immer weiter sprudelnden Öl laufen weltweit die Lager voll. Wenn die Kapazitäten erreicht sind, werden viele Rohölproduzenten ihre Förderung komplett einstellen müssen.
Was banal klingt, ist in der Realität nicht ganz so einfach. Ölanlagen vollständig abzuschalten ist mit großem finanziellen Aufwand verbunden. Es müssen Mitarbeiter bezahlt und laufende Kosten gedeckt werden und vor einer Wiederinbetriebnahme müssen teure Wartungen durchgeführt werden. Vielen Ölförderunternhemen droht damit die Insolvenz.
Überversorgung könnte schnell zur Unterversorgung werden
Gleichzeitig werden weltweit die Beschränkungen immer mehr gelockert. China fährt seit Wochen schon die Wirtschaft wieder hoch und auch in anderen Ländern, wo man hofft, das Schlimmste überstanden zu haben, wird die Konjunktur so gut wie möglich angekurbelt und die Ölnachfrage dürfte wieder steigen.
Dann aber könnte es schwer werden, die stillgelegten Anlagen schnell wieder zum Laufen zu bringen. Stehen diese eine Weile still, bedarf es einiger Investitionen, sie wieder in Betrieb zu nehmen. Die Firmen werden sich das unter Umständen nicht leisten können und neue Investoren werden es sich nicht leisten wollen.
Aus der Überversorgung könnte dann durchaus recht schnell eine Unterversorgung werden, gerade weil damit gerechnet wird, dass immer mehr Shutdowns aufgehoben werden können. Für die Ölpreise dürfte das eine klare Kehrtwende bedeuten und möglicherweise in der zweiten Jahreshälfte wieder für deutlich teurere Preise sorgen.
Ausblick
Die niedrigen Rohölpreise wirken sich nach wie vor auf die Heizölpreise im Inland aus. Auch wenn der Preisverfall seit Jahresbeginn hier auf Grund von Transport- und Lagerkosten sowie verschiedener fixer Abgaben nicht so dramatisch war wie bei Rohöl, ist Heizöl doch zu Zeit so günstig wie seit über 30 Jahren nicht mehr.
Zum Wochenauftakt können Verbraucher wieder mit Abschlägen im Vergleich zu Freitagmorgen rechnen. 100 Liter Heizöl kosten demnach im Schnitt etwa -1,35 bis -1,65 Euro weniger.