Während der Bär an der Börse fallende Preise verkörpert, symbolisiert der Bulle die Gegenrichtung, also Preissteigerungen. An den Rohölbörsen steht die Stimmung zur Zeit eindeutig unter dem Zeichen des Bullen. Die Förderkürzungen der OPEC und die US Sanktionen gegen Venezuela und den Iran sorgen für ein knappes Ölangebot, dass die Preise verteuert. In den vergangenen Monaten hatten die schlechten Prognosen für das globale Wirtschaftswachstum eine Preisrallye immer wieder ausgebremst. Doch in den letzten Tagen hörten sich die Konjunkturdaten wieder viel positiver an, was die Marktteilnehmer zum Umdenken bewegt. Die börsengehandelten Ölpreise erreichen damit seit einigen Tagen schon immer wieder neue Jahreshochs.
US Ölbestandsmeldungen ohne nachhaltige Wirkung
Wie jeden Dienstag veröffentlichte das American Petroleum Institute API auch gestern seine Schätzungen zu den Ölbeständen in den Vereinigten Staaten. Für die Marktteilnehmer sind diese Wochenberichte durchaus von Bedeutung, da die Zahlen als Indikatoren für Kaufs- und Verkaufsentscheidungen gelten.
Überraschend waren gestern Aufbauten bei Rohöl um 3 Millionen Barrel (à 159 Liter), die unter normalen Umständen sicher für Preissenkungen gesorgt hätten. Aufbauten werden nämlich meist als Hinweise für eine komfortable Versorgungslage interpretiert, die die Ölpreise drückt.
Allerdings blieb eine Reaktion gestern aus, denn die Daten dürften in dieser Woche leicht verzerrt sein. Wegen eines Brandes an einer Chemieanlage in Texas war mit dem Houston Ship Channel eine der wichtigsten Wasserstraßen für den Schiffsverkehr gesperrt. Somit kam und kommt es zu einigen Verzögerungen bei den Importen und Exporten, die als Ursache für die Bestandsaufbauten gelten dürften.
Die Marktteilnehmer erwarten nun heute die Daten des Amerikanischen Energieministeriums DOE, die immer einen Tag nach dem API Bericht erscheinen. Sie sind etwas detaillierter und aussagekräftiger und könnten heute eventuell Einfluss auf die Preisentwicklung nehmen.
USA wollen Sanktionen verschärfen
Ein anonymer Informant aus US Regierungskreisen hat durchsickern lassen, dass man Verschärfungen der Sanktionen gegen den Iran plane. Diese sollen sich dann auch auf Geschäftsbereiche ausweiten, die bisher von den Strafen nicht betroffen waren. Man wolle Unternehmen klar machen, dass es eine schlechte Idee sei, Geschäfte mit dem Iran zu machen, wird der Informant zitiert.
Die US Regierung verfolgt nach eigener Aussage den Plan, die Exporte des Iran auf Null zu drücken. Dies war schon im letzen Jahr, als die Sanktionen begannen, das erklärte Ziel gewesen, allerdings hatte man dann relativ kurzfristig Ausnahmeregelungen für insgesamt acht Länder genehmigt.
Diese Ausnahmeregeln enden offiziell im Mai und einige der Länder, wie beispielsweise Indien, befinden sich schon in Verhandlungen mit der US Regierung für die Weiterführung der Sondergenehmigungen. Experten vermuten, dass mindestens fünf Länder (Südkorea, China, Indien, Japan und Türkei) weiterhin begrenzte Mengen an Rohöl aus dem Iran importieren dürfen. Doch da die Regierung um Donald Trump immer wieder für Überraschungen gut ist, bleibt abzuwarten, wie die Entscheidungen ausfallen werden.
Teures Heizöl zum Ende der Heizperiode
Mit den teuren Ölpreisen an der Börse geht auch der Inlandspreise für Heizöl immer wieder mit nach oben. Wer also zum Ende der kalten Jahreszeit nochmal den Tank füllen muss, sollte sich heute auf Aufschläge zwischen +0,30 und +0,50 Euro für 100 Liter im Vergleich zu gestern gefasst machen.