Die Ölpreise schlossen am Dienstag nahezu unverändert, nachdem sie sich an den zwei vorherigen Handelstagen von den massiven Verlusten der letzten vier Wochen leicht erholt hatten. Momentan konzentriert sich die Frage der Marktteilnehmer darauf, was die OPEC+ auf ihrer Sitzung am kommenden Sonntag in Anbetracht des jüngsten Ölpreisverfalls beschließen wird.
Kann Saudi-Arabien weitere OPEC-Mitglieder von zusätzlichen Kürzungen überzeugen?
Rohstoffexperten gehen weiterhin davon aus, dass Saudi-Arabien und Russland ihre zusätzlichen freiwilligen Kürzungen bis Anfang 2024 verlängern werden. Weniger klar ist jedoch, ob die OPEC+-Gruppe als Ganzes weitere Kürzungen vornehmen wird.
Eine stärkere Kürzung des Kartells in Verbindung mit der Verlängerung der freiwilligen Beschränkungen der Saudis und Russen würde den derzeit erwarteten Marktüberschuss an Rohöl nach Meinung von Analysten im ersten Quartal 2024 zunichtemachen.
Auf ihrer letzten Sitzung im Juni hatte sich die OPEC+ auf eine umfassende Vereinbarung zur Begrenzung des Angebots bis 2024 geeinigt. Saudi-Arabien sagte im Juli eine freiwillige Produktionskürzung um 1 Million Barrel pro Tag zu, die es inzwischen bis Ende 2023 verlängert hat.
Internationale Energieagentur: Märkte bleiben gut versorgt
Nach Einschätzung der Leiterin der Abteilung Ölmärkte und Industrie der Internationalen Energieagentur (IEA) wird der globale Ölmarkt im nächsten Jahr einen leichten Angebotsüberschuss aufweisen, selbst wenn die OPEC+-Staaten ihre Förderkürzungen bis ins nächste Jahr hinein verlängern.
Derzeit befinde sich der Ölmarkt jedoch in einem Defizit und die Vorräte würden „schnell“ abnehmen, sagte Toril Bosoni am Rande einer Konferenz in Oslo. „Die weltweiten Ölvorräte sind auf einem niedrigen Niveau, was bedeutet, dass man eine erhöhte Volatilität riskiert, wenn es entweder auf der Nachfrage- oder auf der Angebotsseite Überraschungen gibt“, fügte sie hinzu.
Drittgrößter OPEC-Produzent stellt sich quer
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), der drittgrößte OPEC-Produzent nach Saudi-Arabien und dem Irak, könnten ihre Ölproduktion im nächsten Jahr sogar erhöhen, da sie im Rahmen des OPEC+-Abkommens eine höhere Quote erhalten haben.
Die VAE hatten bereits im Sommer bekräftigt, dass sie sich den freiwilligen Produktionskürzungen der Saudis nicht anschließen würden. Sie argumentieren seit Jahren, dass es ihnen erlaubt sein sollte, mehr als ihre derzeitige OPEC+-Quote zu fördern, da sie ihre Produktionskapazitäten ausgebaut haben.
Auf der Juni-Tagung wies die OPEC+ den Emiraten eine höhere Quote zu, die ihre Produktion um 200.000 Barrel pro Tag auf 3,219 Millionen pro Tag im Jahr 2024 ansteigen lässt. Ein Anstieg der Ölproduktion der VAE im nächsten Jahr bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass die OPEC+-Gruppe als Ganzes mehr Öl fördern würde – einige Mitglieder wie Angola liegen unter ihren bereits gesenkten Quoten.
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen weiter anziehen, wirkt sich dieses Plus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +1,55 bis +2,15 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zur Wochenbeginn.