Die Ölpreise sind am Dienstag trotz neuer Luftschläge der USA und Großbritanniens gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen leicht zurückgegangen. Die Spannungen im Nahen Osten werden bislang zu großen Teilen durch ein reichliches globales Rohölangebot ausgeglichen.
Erfreuliche Entwicklung in North Dakota und Norwegen
In North Dakota, dem drittgrößten ölproduzierenden US-Bundesstaat, wurde ein Teil der Ölproduktion wieder in Betrieb genommen, nachdem sie wegen der extremen Kälte heruntergefahren worden war. Unterdessen stieg die norwegische Rohölproduktion im Dezember auf 1,85 Millionen Barrel pro Tag und übertraf damit die Prognosen der Analysten, die von 1,81 Millionen Barrel pro Tag ausgegangen waren. Die Erdgasproduktion des Landes stieg ebenfalls und erreichte damit im letzten Monat des vergangenen Jahres noch den Jahreshöchststand von 2023.
Lage im Nahen Osten bleibt angespannt
Während sich die Versorgungslage an den Rohölmärkten aufgrund steigender Produktion weiter positiv darstellt, entwickelt sich die Lage im Nahen Osten zunehmend negativ. Nach einem Angriff auf einen irakischen Luftwaffenstützpunkt, bei dem US-Soldaten verletzt wurden, haben die USA am Dienstag auch Angriffe auf mit dem Iran verbundene Milizen im Irak durchgeführt.
Zudem flogen die Streitkräfte der USA und des Vereinigten Königreichs am Dienstag eine neue Runde von Angriffen auf Ziele im Jemen. Zu diesen gehörten Raketensysteme und Abschussvorrichtungen, Luftabwehrsysteme, Radare und tief vergrabene Waffenlager.
Militärallianz will freie Schifffahrt weiter verteidigen
Dem Bericht des US-Zentralkommando zufolge, beteiligten sich neben den USA und Großbritannien auch Australien, Bahrain, Kanada und die Niederlande an der Operation. Diese hätten zur Überwachung und Aufklärung der Aktion beigetrage.
„Wir werden nicht zögern, Leben und den freien Fluss des Handels in einer der kritischsten Wasserstraßen der Welt angesichts anhaltender Bedrohungen zu verteidigen“, erklärten die sechs Länder in einer gemeinsamen Erklärung.
Der britische Verteidigungsminister Grant Schapps betonte, Ziel sei es, die militärischen Fähigkeiten der Huthi zu schwächen und ihrer Fähigkeit, den Welthandel zu bedrohen, einen weiteren Schlag zu versetzen.
US-Admiral: Iran ist sehr direkt in die Huthi-Angriffe verwickelt
Der Chef der 5. Flotte der US-Marine hatte am Montag in einem Interview seine Einschätzung bekräftigt, dass der Iran „sehr direkt“ an den Angriffen der Huthi auf Schiffe im Roten Meer beteiligt sei. Vizeadmiral Brad Cooper räumte zudem ein, dass Angriffe, die mit dem Iran in Verbindung gebracht werden, nicht mehr nur den Persischen Golf und die Straße von Hormus bedrohen, sondern auch den gesamten Nahen Osten.
Frachtraten verdreifachen sich seit Jahresbeginn
Die sich weiter zuspitzende Situation hat dazu geführt, dass Schiffe in großem Umfang um Afrika herum umgeleitet werden, was zu Verzögerungen bei der Lieferung verschiedener Waren, Komponenten und Rohstoffe führt. Von der Umleitung weg vom Roten Meer sind auch Öl- und Flüssiggastanker betroffen.
Die Angriffe der Huthi haben die übliche Reise von Asien nach Europa im Durchschnitt um zwei Wochen verlängert, was zu deutlich höheren Container-Frachtraten geführt hat. Dabei sind allein seit Jahresbeginn die Tagessätze für den Transport von Benzin von Europa in die USA nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg massiv angestiegen.
So erreichte der Tagessatz für eine einzige Ladung Benzin auf dem Weg von Nordwesteuropa an die Ostküste der Vereinigten Staaten am Montag fast 38.000 Dollar. Dies entspricht einer Verdreifachung der Tagessätze seit Jahresbeginn.
Heizölpreise kaum verändert
Der am Dienstag zu beobachtende eher ruhige Handelsverlauf an den Ölmärkten spielt sich heute bislang auch in der Preisentwicklung wider. Nach der aktuellen Entwicklung von Gasoil, dem Vorprodukt von Diesel und Heizöl, wird der rein rechnerische Inlandspreis für Heizöl zum aktuellen Zeitpunkt bei ca. -0,25 bis +0,15 Euro je 100 Liter zu gegenüber gestern Vormittag erwartet.