Wieder einmal wirbelt ein Tweet Donald Trumps die Ölpreise durcheinander. Diesmal war es die Verkündung des Präsidenten, dass er den Sicherheitsberater des Weißen Hauses, John Bolton, gefeuert habe. Mit der Meldung sackten die im Tagesverlauf langsam gestiegen Preise plötzlich ab, konnten sich aber bis Handelsschluss wieder erholen.
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Via Twitter verkündete der US-Präsident gestern, er werde sich von seinem Sicherheitsberater John Bolton trennen, da man in zu vielen Punkten nicht übereinstimme. Bolton ist schon der dritte, der sich auf diesem Posten nicht halten konnte. Einen Nachfolger will Trump nächste Woche bekannt geben.
Bolton galt von Anfang an als Hardliner und war maßgeblich verantwortlich für die Marschroute, die Ölexporte des Iran auf Null zu senken. Mit seinem Weggang könnte es in Sachen Sanktionen nun möglicherweise Lockerungen geben – nicht nur für den Iran sondern auch für Venezuela. Die Möglichkeit allein reichte schon aus, um die Ölpreise zu senken.
Die Finanzexpertin Helma Croft von RBC Capital Markets vermutet, dass die die Entlassung Boltons die Exporte des Irans um bis zu 700.000 Barrel (à 159 Liter) täglich steigen lassen könnte. Dies entspricht dem Kompromissvorschlag, der sich aus dem Treffen zwischen Iran und Frankreich beim G7-Gipfel Ende August ergeben hatte. Ob es nun wirklich zu einer Annäherung kommt, wird sich zeigen müssen. Doch eine erste Brücke scheint gebaut.
Monatsbericht der EIA drückt Preise
Die Personalie im Weißen Haus war nicht alleine für den Preisrutsch am gestrigen Abend verantwortlich. Der Monatsbericht der Energy Information Administration EIA prognostizierte eine Überversorgung, die höher ausfällt als erwartet. Im nächsten Jahr sollen demnach die OECD-Vorräte um ganze 67 Millionen Barrel (à 159 Liter) steigen.
Ein deutliches Signal geht damit auch an die OPEC, denn eigentlich hatte das Kartell sich zum Ziel gesetzt, die globalen Ölvorräte zu reduzieren. Der Bericht der EIA macht deutlich, dass der Bedarf an Öl aus der OPEC immer geringer wird und statt dessen die Produktion vieler Nicht-OPEC-Länder zunehmen wird.
Die Ölpreise dürften sich somit schwer tun, ein stabiles höheres Niveau zu halten. Die EIA hat entsprechend die Preisprognosen sowohl für die europäische Referenzsorte Brent als auch für die amerikanische Sorte West Texas Intermediate WTI angepasst. Für 2020 sieht man beide Sorten jeweils drei Dollar günstiger als noch im letzten Monat.
Ausblick
Die Ölpreise hatten sich im gestrigen Tagesverlauf langsam gesteigert, bis dann am Abend die Nachrichten aus dem Weißen Haus und der Monatsbericht der EIA für den Preisrutsch sorgten. Lang hielt dieser jedoch nicht an, so dass heute die Inlandspreise sogar etwas höher liegen als gestern morgen. Für 100 Liter Heizöl müssen Verbraucher heute etwa +0,10 bis +0,20 Euro mehr bezahlen als gestern.