Nach dem feiertagsbedingten langen Wochenende in den USA und Großbritannien nahm der Handel gestern wieder etwas Fahrt auf und die Ölpreise gingen zunächst in die Höhe. Allerdings fehlen im Moment neue, klare Impulse, die eine Preisrallye rechtfertigen würden, so dass das Aufwärtspotenzial schon am Nachmittag ausgeschöpft war und die Preise damit wieder nach unten gingen. Die Stimmung unter den Marktteilnehmern ist abwartend, denn der Ölmarkt verharrt schon seit geraumer Zeit in einem Spannungsfeld aus preissenkenden und preissteigernden Faktoren.
Ölknappheit oder steigende Bestände?
Die Nachrichten, welche den Ölmarkt beeinflussen, sind in letzter Zeit oft etwas widersprüchlich gewesen. Seit Anfang des Jahres sprachen die meisten Faktoren für eine Verknappung des physischen Ölangebots. Den Anfang machten die OPEC Kürzungen, die seit Jahresbeginn greifen und nach dem Preisverfall Ende 2018 für eine Stabilisierung des Ölpreises sorgen sollten.
Politische Krisen in Ländern wie Venezuela und Libyen ebenso wie die Sanktionen gegen den Iran und der neu aufgeflammte Nahost-Konflikt taten ihr Übriges, das Angebot zu verknappen – oder zumindest die Erwartung einer Angebotsknappheit bei den Marktteilnehmern zu schüren. Bis April stiegen die Ölpreise somit stetig an.
Doch gleichzeitig schwebten von Anfang des Jahres an immer wieder trübe Konjunkturaussichten wie ein Damoklesschwert über den Ölmärkten. Der seit Monaten ungeklärte Handelsstreit zwischen den USA und China hat inzwischen für eine deutliche Abkühlung des weltweiten Wirtschaftswachstums gesorgt und scheint sich inzwischen ganz klar negativ auf das Ölnachfragewachstum auszuwirken.
Seit geraumer Zeit schon wachsen die Ölbestände in den USA von Woche zu Woche an und die Nachfrage nach Ölprodukten wie Benzin bleibt hinter den Erwartungen zurück. Und auch in der Volksrepublik selbst scheint es inzwischen ein Überangebot an Destillaten und Benzin zu geben. Diese Tatsache steht eigentlich im Widerspruch zu den sinkende Rohölmengen.
Im April endete deshalb dann auch der andauernde Aufwärtstrend und die Ölpreise konsolidieren seitdem auf hohem Niveau mit gelegentlichen starken Abwärtsbewegungen. So erreichten die Kurse in der vergangenen Woche zeitweise den niedrigsten Stand seit Juli 2017. Experten gehen davon aus, dass die Volatilität an den Ölbörsen auch weiterhin bestehen bleibt, da einfach zu viele Faktoren Einfluss nehmen.
Ausblick
Da die Ölpreise an den Börsen seit gestern wieder etwas sinken, gehen heute auch die Preise für Heizöl im Bundesgebiet nach unten. 100 Liter kosten demnach heute etwa -0,55 bis -0,65 Euro weniger als gestern.