Die Stabilität der Ölpreise ist in Zeiten der Coronapandemie sehr zerbrechlich. Kaum glaubt man, die erste Welle des Preisverfalls überstanden zu haben, kommt der nächste Tiefschlag. Denn als Rohölhändler in den USA glaubten, sich eine goldene Nase an den günstigen Preisen verdienen zu können, haben sie Bestellungen gemacht die nun mehr als unerwünscht sein dürften.
Die Welle bewegt sich nur langsam
Der wohl größte Unterschied am Rohölmarkt zum herkömmlichen Aktienmarkt ist der, dass mit Termingeschäften gehandelt wird. Sprich ein Händler kauft Rohöl zu einem gewissen Preis und mit einer festen Lieferung zu einem bestimmten Zeitpunkt. Ein Spiel welches seine Vor- und Nachteile haben kann.
So werden Händler in den USA ihr Glück wohl kaum haben fassen können, als ihre Wirtschaft brummte, die Lager mehr als genug Platz hatten und der Rohölpreis dahin schmolz. In Hoffnung auf ein gutes Geschäft, haben sie große Mengen Rohöl aus Saudi-Arabien bestellt. Rohöl von guter Qualität aus scheinbar endlos sprudelnden Quellen.
Mit dem plötzlichen Nachfrageeinbruch wegen Corona und den sich rasant füllenden Öllagern hatte man allerdings nicht gerechnet. Man vermutet ca. 30 Supertanker, jeweils mit einer Ladung von Rund 2 Millionen Barrel (á 159 Liter) Rohöl, die sich auf dem Weg in den Golf von Mexiko befinden. Nur wer soll das Ganze noch aufnehmen?
Ein zerbrechliches Gleichgewicht
Die weltweite Nachfrage erholt sich mittlerweile langsam. Die Preise für Rohöl steigen wieder leicht und die Lagerkapazitäten erholen sich. Doch die Bestellungen, die vor Monaten getätigt wurden drohen nun dies wieder zu Nichte zu machen. Denn Marktpreise hängen bekanntlich nicht nur von der Nachfrage ab. Das Angebot spielt eine genau so wichtige Rolle.
Eine Flutung des amerikanischen Markts mit Öl aus Saudi-Arabien könnte den mühsam erzielten Preisanstieg wieder rückgängig machen. Mittlerweile wurden einige Frachten storniert, doch auch nur unter Strafzahlungen, was eine weniger als optimale Lösung für die Käufer darstellt. Wie sich die Lieferungen auf den Ölmarkt auswirken, bleibt wohl nur abzuwarten.
Ausblick
Die Lockerungen der Wirtschaftsbeschränkungen kräftigen die Preise für Heizöl am deutschen Markt. Es wird mit einem Anstieg von +0,80 bis +1,10 Euro pro 100 Liter Heizöl im Vergleich zu Freitagmorgen gerechnet.