Die Ölpreise haben am Freitag eine turbulente Handelswoche noch einigermaßen versöhnlich beendet. Rohöl der Atlantiksorte Brent kletterte um 2,4% auf 75,84 pro Barrel nach oben, während die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 71,23 Dollar um 2,7% höher aus dem Handel ging.
Trotz der Freitagsgewinne verbuchten die beiden führenden globalen Referenzsorten für Rohöl zum siebten Mal in Folge einen Wochenverlust. Auf Wochensicht verloren Brent und WTI jeweils 3,8%, nachdem beide am Donnerstag auf den niedrigsten Stand seit Ende Juni gefallen waren.
Sorgenkind China belastet Ölmärkte
Einmal mehr waren es die anhaltenden Sorgen vor einem Überangebot an Rohöl, die wie ein Damoklesschwert über den Ölmärkten hingen. Vor allem die konjunkturelle Situation in China, das immerhin der weltweit größte Verbraucher von Rohöl ist, scheint sich weiter einzutrüben.
Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage im Reich der Mitte hatte Staats-Chef Xi Jinping im Rahmen einer Sitzung des Politbüros der regierenden Kommunistischen Partei in der vergangenen Woche zu mehr Anstrengungen aufgefordert. Dieses Jahr strebt die chinesische Führung ein Wirtschaftsplus von rund fünf Prozent an. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Vorjahr als Vergleichsbasis noch von der Corona-Pandemie belastet war.
Chinesische Rohölimporte brechen ein
Am vergangenen Donnerstag hatte die chinesische Regierung Daten zum Außenhandel der Volksrepublik für November bekanntgegeben. Diese zeigten zwar einen überraschenden Anstieg der Gesamtexporte, die Importe ließen dagegen leicht nach. Dabei gingen auch die Rohöleinfuhren Chinas im November gegenüber dem Vormonat um über 13% zurück.
Im Vergleich zu November 2022 sanken die Rohölimporte des Landes um 9,2%. Nachlassende Öleinfuhren gelten als unbestechlicher Indikator für eine wirtschaftliche Abkühlung.
Umfrage: Auch 2024 keine Besserung in Sicht
Laut einer von der Nachrichtenagentur Bloomberg durchgeführten Umfrage unter zwölf Branchenanalysten und Beratern wird sich die Rohölnachfrage in China im nächsten Jahr drastisch abschwächen. Den Ergebnissen zufolge wird das Wachstum der Nachfrage des größten Öl-Importeurs der Welt im nächsten Jahr auf 500.000 Barrel täglich zurückgehen. Das ist nur ein Drittel des Nachfragewachstums, das in diesem Jahr verzeichnet wurde.
Chinas Wirtschaft rutscht tiefer in die Deflation
Die am Samstag veröffentlichten Daten zu den chinesischen Verbraucherpreisen bestätigen die Annahme von Ökonomen, dass der Nachholbedarf von Chinesen an Reisen und Konsum nach der drei Jahre andauernden Pandemie klar erkennbar gesättigt ist. Wie das Statistikamt in Peking mitteilte, sanken die Preise für Waren und Dienstleistungen im Vergleich zum Vorjahresmonat so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Die Erzeugerpreise fielen den 13. Monat in Folge und fielen kräftiger als von Ökonomen im Vorfeld erwartet.
Analyst: Abwärtsdruck in China wird 2024 weiter zunehmen
Xu Tianchen, Ökonom beim britischen Forschungs- und Analyseunternehmen Economist Intelligence Unit (EIU) bestätigte, dass die Daten für die politischen Entscheidungsträger alarmierend seien. Als Hauptfaktoren für den Niedergang sieht der Analyst fallende globale Energiepreise, das Abklingen des Winterreise-Booms und eine chronische Angebotsschwemme.
„Der Abwärtsdruck wird im Jahr 2024 weiter zunehmen, da Bauunternehmen und lokale Regierungen ihre Schulden weiter abbauen und sich das globale Wachstum voraussichtlich verlangsamen wird“, so Xu abschließend.
Heizölpreise mit leichten Aufschlägen
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen leicht anziehen, wirkt sich dieses Plus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +0,25 bis +0,85 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zum Wochenschluss.