Die Ölpreise pendeln zur Zeit in einem Spannungsfeld aus preisenkenden und preissteigernden Faktoren. Dieses verhindert starke und vor Allem nachhaltige Auf- und Abwärtstrends. Die Marktteilnehmer scheinen überzeugt, dass die OPEC Kürzungen eine Überversorgung in diesem Jahr verhindern können. An eine Unterversorgung glaubt allerdings auch niemand, zumindest so lange unerwartete Angebotsausfälle, zum Beispiel durch politische Verwerfungen, ausbleiben. Unsicherheitsfaktoren für die Ölpreise bleiben die globale Konjunkturentwicklung und die Handelsstreitigkeiten, ebenso wie die US Sanktionen gegen den Iran.
US Bestandsdaten geben Signal nach unten
Dennoch gab es gestern Abend an den Ölbörsen einen kleinen Rutsch nach unten, der durch den Wochenbericht des American Petroleum Institute API ausgelöst wurde. Das API macht darin Angaben zu den Ölbeständen in den USA, die für die Marktteilnehmer wichtige Indikatoren für die Preisentwicklung sind.
Laut API sind die Bestände in der Berichtswoche nicht nur bei Rohöl sondern auch bei Ölprodukten wie Heizöl und Benzin deutlich gestiegen, was oft als Indiz für eine schwächelnde Nachfrage gesehen wird. Diese mag mit dem andauernden Shutdown der US Regierung zusammenhängen, die das Land vor eine echte Zerreißprobe stellt. Die Verunsicherung der Bevölkerung steigt und tausende Regierungsbeamte arbeiten ohne Bezahlung, solange die Regierung ihre Arbeit nicht wieder aufnimmt.
Auf den Bericht des API folgt jede Woche der Report des Amerikanischen Energieministeriums DOE. Dieser ist oft aussagekräftiger, da er mehr Details berücksichtigt und war in den letzten Wochen immer wieder stark von den Daten des API abgewichen. Somit dürfte der DOE-Bericht diese Woche mit Spannung erwartet werden.
Venezuela: Putsch gegen Maduro
Im ölreichsten Land der Welt hat sich gestern der Präsident der Nationalversammlung, Juan Guaidó, zum Interimspräsidenten erklärt. Zuvor hatte das Parlament die Wahl des aktuellen Präsidenten, Nicolas Maduro, wegen Unregelmäßigkeiten für illegitim erklärt. Dieser hatte das Parlament entmachtet und die Befugnisse an die ihm treue Verfassungsgebende Versammlung übertragen.
Zahlreiche Lateinamerikanische Regierungen sowie auch die USA haben Guaidó als legitimen Regierungschef Venezuelas anerkannt. Und auch die EU sagte Unterstützung für das oppositionelle Parlament zu. Die Proteste und Ausschreitungen im Land mehren sich, da das Militär nach wie vor auf der Seite Maduros steht. Der Machtkampf im Land ist voll entbrannt die Lage höchst angespannt.
Die Ölexporte des Landes waren in den letzten Jahren durch Misswirtschaft und Unterinvestitionen kontinuierlich gesunken. Wie es nun weiter geht hängt davon ab, wer sich im Machtkampf durchsetzen kann und ob es eine friedliche politische Lösung geben wird oder nicht. Die Ölpreise dürften mit der Revolution gegen Maduro kurzfristig erst einmal steigen. Sollte es der Opposition allerdings gelingen die Kontrolle zu übernehmen und das Land politisch wie wirtschaftlich zu stabilisieren, könnte dies den Trend der sinkenden Ölförderung langfristig umkehren und die Preise senken.
Ausblick
Durch den kleinen Preisrutsch gestern dürfte es heute bei den Heizölpreisen klare Preisnachlässe im Vergleich zu gestern geben. Für 100 Liter zahlen Verbraucher heute voraussichtlich 0,50 bis 0,70 Euro weniger als gestern.