Die Ölbörsen legten gestern eine neue Preisrally hin, nachdem Meldungen die Runde machten, die OPEC+ habe sich bei ihrer Vollversammlung auf sehr moderate Produktionssteigerungen bis Dezember geeinigt. Diese dürften nicht ausreichen, um die erwartete Angebotsknappheit im zweiten Halbjahr auszugleichen, was zu einem schnellen und steilen Preisanstieg führte. Am Abend hieß es dann aber, man habe noch keine Einigung erzielt. Die gestern begonnene Vollversammlung wird heute fortgesetzt.
Vereinigte Arabische Emirate stellen sich quer
Zünglein an den Waage waren demnach angeblich die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die schon in den letzten Monaten immer wieder ihren Unmut über die aktuelle Förderpolitik des OPEC+ Bündnisses bekundet hatten. Der viertgrößte OPEC-Produzent fühlte sich zuletzt unfair behandelt, da er sich von Beginn an sehr gewissenhaft an die Förderkürzungen gehalten habe, während andere Länder, wie etwa der Irak, seine Quoten mehrfach deutlich gebrochen habe und immer wieder Ausnahmeregelungen für die Quotenbrecher gewährt wurden.
Die VAE möchten nun ihrerseits offenbar eine Quotenanpassung, da das Land im Nahen Osten seine Förderkapazitäten zuletzt deutlich aufgestockt hat. Es könnte bei voller Auslastung 3,8 Millionen Barrel pro Tag (à 159 Liter) fördern. Aktuell fördern die VAE jedoch nur etwa 2,6 Millionen Barrel täglich. Dies soll sich, wenn es nach dem Wunsch der Emirate geht, nun ändern. Allerdings hat man sich damit gestern bei der Vollversammlung offenbar den Unmut der OPEC-Schwergewichte Saudi-Arabien und Russland zugezogen.
Kompromissbereitschaft wird nötig sein
Die beiden größten und mächtigsten OPEC+-Produzent hatten offenbar schon im Vorfeld eine Strategie ausgearbeitet, die eigentlich gestern nur noch hätte abgenickt werden sollen. Demnach hätte man bis einschließlich Dezember die Förderung um 2 Millionen Barrel erhöht. Da die OPEC selbst von einer Nachfragesteigerung von 5 Millionen Barrel ausgeht, ist diese Menge tatsächlich sehr klein, was die Preise weiter auf hohem Niveau halten würde. Doch ob dieser Plan nun mit der Weigerung der VAE durchsetzbar ist, wird sich zeigen müssen.
Die Sitzung der OPEC+ wird heute fortgesetzt und von den Ölmärkten genau beobachtet. Einige Experten halten es sogar für möglich, dass sich die Verhandlungen bis ins Wochenende hinein ziehen werden. Ölmarktanalyst Richard Bronze vom Energieforschungsunternehmen Energy Aspects kann sich nicht vorstellen, dass „eine der Parteien genügend nachgibt, um [am heutigen Freitag] ein sauberes Ergebnis zu erzielen“. Der Experte meint, dass komplizierte OPEC-Mathematik nötig sein wird, um einen Kompromiss zu finden.
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