Die umfangreichen Förderkürzungen, die die OPEC+ und andere Länder über Ostern beschlossen haben, zeigen bisher nicht den gewünschten Effekt. Die Ölpreise sinken weiter, denn die Kürzungen werden nicht ausreichen, um das Überangebot auszugleichen. Unterdessen werden die Lagerkapazitäten weltweit immer knapper.
Lagerplatz wird knapp
Das größte Problem, dem sich die Ölindustrie inzwischen gegenüber sieht, ist der immer knapper werdende Lagerplatz. Durch die weltweiten Lockdowns wird kaum Brennstoff benötigt – der Flugverkehr ist nahezu eingestellt, viele Fabriken und Unternehmen haben ihre Produktion eingestellt oder heruntergefahren und auch der fehlende Berufs- und Reiseverkehr macht sich bemerkbar.
Noch im letzten Jahr hatte die Welt täglich über 100 Millionen Barrel Erdöl verbraucht – eine Menge, die ungefähr 15,9 Milliarden Litern entspricht. Der Nachfrageschock durch Corona kam plötzlich und unerwartet, so dass die Nachfrage inzwischen um etwa 30 Prozent eingebrochen ist. Dennoch geht die Ölförderung weltweit weiter, wenn auch inzwischen leicht reduziert.
Die großen Mengen finden aber kaum noch Abnehmer. Öl, das nicht verkauft werden kann, muss eingelagert werden, und so wird weltweit der Lagerplatz immer knapper. In den USA könnte das große Zentrallager in Cushing, Oklahoma schon in fünf Wochen seine Kapazitätsgrenzen erreicht haben. Seit Wochen steigt hier die Auslastung stetig an.
Einige US-Ölproduzenten fordern deshalb ein Eingreifen der Regulierungsbehörden zur Reduzierung der Fördermengen. Große Konzerne wie Exxon Mobil oder Chevron lehnen das bisher ab, da sie die finanziellen Verluste durch niedrige Preise eher verkraften können als die kleineren Schieferölproduzenten. Diese könnten dann vom Markt verschwinden, sollten die Lager an Land ausgeschöpft sein und die Einnahmen weiter einbrechen.
Ausblick
Die Aussicht auf volle Lager und weiter sinkende Nachfrage hat den Effekt der OPEC+ Kürzungen verpuffen lassen. Die Rohölpreise sind auch in dieser Woche weiter gesunken und damit auch die Heizölpreise. Verbraucher können heute erneut mit Abschlägen zwischen -1,40 bis -1,80 Euro im Vergleich zu gestern morgen rechnen.