Nachdem schon letzte Woche die Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und Mexiko Einfluss auf die Preise genommen haben, rückt die zukünftige Nachfrageentwicklung in den Vordergrund. Die überwiegende Einschätzung der Marktteilnehmer geht für das kommende Jahr von einer Überversorgung aus. Demzufolge ist es nur noch eine Frage der Zeit bis auch der OPEC+ Deal offiziell unter Dach und Fach bringt. Laut Aussagen des saudischen Ölministers wartet man nur noch auf eine Zusage Russlands, ehe der Deal perfekt ist. Allerdings hat dies bisher keinen starken Einfluss auf die Preise, denn ab Herbst deutet sich auch mit den Kürzungen der OPEC eine sehr komfortable Versorgungslage an.
Ölnachfrage wächst langsamer als bisher angenommen
Einmal im Monat veröffentlicht das US Energieministerium einen Monatsbericht zur aktuellen und kommenden Versorgungslage. In dem am späten Abend gestern bekanntgegebenen Report geht die Behörde davon aus, dass die Versorgungslage auf globaler Ebene erst einmal noch knapp ist und mehr Öl verbraucht als gefördert wird. Spätestens im Herbst sollte sich die Konstellation dann allerdings wieder ändern. Nach den Sommermonaten nimmt der Energiebedarf in der Regel ab und in den USA wird an den Schieferölfeldern eine deutliche Produktionssteigerung erwartet.
Die Daten des Ministeriums deuten somit daraufhin, dass es im Oktober und November wieder zu einem Überangebot kommt, auch wenn die OPEC und ihre Verbündeten ihre Produktion weiter künstlich reduzieren. Langfristig wird sich daran wohl auch nicht viel ändern, denn für das Jahr 2020 deutet sich eine Überversorgung von durchschnittlich 260.000 Barrel (159 Liter) pro Tag an, was 41,4 Mio. Liter pro Tag bzw. 15,1 Mrd. Liter im Gesamtjahr sind.
US Ölbestände vermutlich gestiegen
Passend zu der langfristig guten Versorgungslage wurden in der Nacht neue Zahlen zu den wöchentlichen US Ölbeständen veröffentlicht. Diese deuten daraufhin, dass die Rohölvorräte am größten Einzelmarkt binnen Wochenfrist erneut um 4,9 Mio. Barrel bzw. 779,1 Mio. Liter zugenommen haben. Hier wartet man aber noch auf die offiziellen Bestandsdaten des US Energieministeriums heute Nachmittag.
Ausblick
Sowohl der Monatsreport als auch die Zahlen zu den US Ölvorräten deuten auf eine gute Versorgungslage hin und verdrängen die Ängste bezüglich der US Sanktionen gegen Iran und Venezuela bzw. die Erwartung einer Verlängerung der Produktionskürzungen der OPEC. Gerade langfristig scheint die Strategie des Kartells nicht aufzugehen. Da die Preise an den Ölbörsen nachgeben, entwickelt sich die Marktlage auch bei Heizöl günstig für die Verbraucher. Damit lassen sich heute Morgen Preisnachlässe bei Heizöl in einer Größenordnung von etwa -0,25 bis -0,50 Euro pro 100l zum Vortrag realisieren.