Die Ölpreise sind zur Wochenmitte den dritten Tag in Folge gestiegen. Ein unerwartet starker Rückgang der US-amerikanischen Benzin- und Destillatbestände (Heizöl, Diesel) ließ den Preis für die Atlantiksorte Brent-um 62 Cent auf 79,21 Dollar pro Barrel (a 159 Liter) und die US-Rohölsorte West Texas Intermediate um 55 Cent auf 73,86 Dollar pro Barrel klettern.
Nach Kältewelle: US-Raffinerien fahren erst langsam wieder hoch,…
Wie die US-Energiebehörde Energy Information Administration (EIA) am Mittwoch mitgeteilt hatte, basierte der Rückgang der Rohölvorräte vor allem auf der geringen Rohölverarbeitung durch die US-Raffinerien. Diese hatten angesichts des extrem kalten Wetters in einigen Regionen der USA im letzten Monat weniger Öl zur Verarbeitung angenommen und dadurch ihre Auslastung heruntergefahren.
…was die Ölvorräte steigen lässt
Demnach stiegen die Rohölvorräte um 5,5 Millionen Barrel auf 427,4 Millionen Barrel, nachdem Analysten lediglich einen Zuwachs von 1,9 Millionen Barrel erwartet hatten. Damit stiegen die nationalen Öllagerbestände so stark wie seit November nicht mehr.
Minus bei Benzin, Diesel und Heizöl
Die US-Bestände an Destillaten, die Diesel und Heizöl enthalten, fielen in der Woche um 3,2 Millionen Barrel auf 127,6 Millionen Barrel, während die Prognosen einen Rückgang um 1 Million Barrel erwartet hatten. Auch die US-Benzinvorräte verbuchten in der Berichtswoche ein Minus von 3,1 Millionen Barrel auf 251 Millionen Barrel. Analysten hatten hingegen einen Anstieg um 140.000 Barrel erwartet.
Der Rückgang der Benzinvorräte und der Anstieg der US-Ölexporte um 13% gegenüber dem Vorjahr deuten nach Einschätzung von Analysten auf eine stärkere Nachfrage nach Rohöl hin.
EIA: US-Ölproduktion kann Rekordniveaus nicht halten
Auf der Angebotsseite senkte die EIA am Dienstag ihre Prognose für das Wachstum der US-Ölproduktion im Jahr 2024, die weit unter dem Anstieg des letzten Jahres liegt und erst im Februar 2025 das Rekordniveau vom Dezember 2023 erreichen dürfte. Dies alles bestärke die Annahme, dass der Ölmarkt 2024 ausgeglichen sein werde. Analysten rechnen damit, dass die Ölpreise in einer Spanne von 10 US-Dollar um das derzeitige Niveau verbleiben dürften.
Ölangebot aus Nicht-OPEC-Ländern stützt Preise
Summa summarum ist der Rohölpreis in diesem Jahr bislang nur geringfügig gestiegen. Dabei halten sich die Kriegsprämie für den Konflikt im Nahen Osten und die steigenden Transportkosten aufgrund der gemischten weltwirtschaftlichen Aussichten weitgehend die Waage. Als einer der Hauptgründe dafür, dass die Ölmärkte all diese geopolitischen Risikoprämien absorbiert haben, wird das zunehmende Ölangebot aus Ländern genannt, die nicht der OPEC angehören.
Versicherungsprämien für Passagen durchs Rote Meer massiv gestiegen
Eine Risikoprämie der anderen Art bereitet indessen immer mehr Reedereien hohe Kosten. Wie gestern bekannt wurde, verlangen einige Versicherungsgesellschaften von Schiffen, die mit US-amerikanischen, britischen und israelischen Unternehmen verbunden sind, bis zu 50% mehr an Kriegsrisikoprämien, wenn sie das Rote Meer zu befahren.
Andere Anbieter haben sich aufgrund der anhaltenden Bedrohung durch Angriffe der jemenitischen Huthi ganz aus dem Geschäft zurückgezogen oder verweisen auf „Ausschlussklauseln“ für US-amerikanische, britische und israelische Schiffe.
Heizöl abermals teurer
Nachdem die Notierungen an den Rohölmärkten gestern und heute Morgen weiter gestiegen sind, wirkt sich dieses Plus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +1,85 bis +2,30 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zu Wochenbeginn.