Die Erdölpreise sind am Montag zu Beginn des vierten Quartals deutlich zurückgekommen. Analysten zufolge nahmen einige professionelle Händler Gewinne mit, nachdem die Rohölpreise im dritten Quartal um fast 30 Prozent auf ein Zehn-Monats-Hoch gestiegen waren. Die Atlantiksorte Brent hatte noch am letzten Donnerstag die psychologisch wichtige Marke von 100 Dollar pro Barrel (a 159 Liter) ins Visier genommen. Angesichts der wochenlangen Ölpreisrallye, die die Notierungen immer höher getrieben hatte, schlug die Gier der Hedgefonds-Manager zuletzt allerdings in Befürchtungen um, das Spekulationsrad überdreht zu haben.
Investmentprofis wetten nicht länger auf steigende Ölpreise
So verkauften Hedgefonds und andere Vermögensverwalter in den sieben Tagen bis zum 26. September den Gegenwert von 25 Millionen Barrel der sechs wichtigsten Erdöl-Futures und Optionskontrakte. Damit waren die Fondsmanager zum ersten Mal seit vier Wochen Nettoverkäufer, nachdem sie seit dem 29. August 155 Millionen Barrel Rohöl gekauft hatten. Vor dem Rückgang der Rohölpreise, der am 28. September einsetzte, hatten US-Spekulanten ihre Netto-Long-Positionen bei Futures und Optionen, mit denen sie auf weiter steigende Ölpreise setzten, auf den höchsten Stand seit Mai 2022 aufgebaut.
Brent-Öl zur Lieferung im Dezember fiel am Montag um 1,49 Dollar bzw. 1,6 Prozent auf 90,71 je Dollar Barrel und lag damit etwa 5 Prozent unter dem Schlusskurs des Kontrakts für Novemberlieferungen vom Freitag. Dies war der stärkste prozentuale Tagesrückgang für Brent seit Anfang Mai. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) fiel unterdessen um 1,97 Dollar oder 2,2 Prozent und schloss bei 88,82 Dollar je Barrel. Am gestrigen Tag der Deutschen Einheit konnten sich die Ölpreise nur leicht von diesen Verlusten erholen.
Analysten: Starker Dollar und hohe Zinsen werden zur Belastung für Ölpreise
Es ist „sehr wahrscheinlich, dass Gewinnmitnahmen von Spekulanten derzeit eine Rolle beim jüngsten Preisrückgang spielen und im Laufe der Tage aufhören sollten, die Märkte zu belasten“, so die Analysten der Energieberatungsfirma Gelber and Associates in einer Mitteilung. Ihrer Einschätzung nach könnten höhere Zinssätze in den USA und ein stärkerer Dollar, der Öl für Inhaber anderer Währungen teurer macht, die Ölnachfrage dämpfen.
„Die globalen Aussichten verschlechtern sich zusehends, und das treibt den Handel mit dem Dollar wieder an und belastet die Aussichten für die Rohölnachfrage“, sagte Edward Moya, leitender Marktanalyst beim Daten- und Analyseunternehmen OANDA. Auch er wies darauf hin, dass die steigenden Zinsen an den US-Anleihemärkten die Rohölpreise unter Druck setzen.
Mehr Öl in Aussicht
Belastend auf die Ölpreise wirkten zudem Aussagen des türkischen Energieministers. Dieser kündigte an, dass das Land noch in dieser Woche eine Pipeline aus dem Irak wieder in Betrieb nehmen werde, die seit etwa sechs Monaten unterbrochen war, um mehr Rohöl auf die Märkte zu bringen. Darüber hinaus könnte Saudi-Arabien damit beginnen, seine zusätzliche freiwillige Lieferkürzung von 1 Million Barrel pro Tag zu lockern, bemerkten Analysten des niederländischen Bankhauses ING in einer Mitteilung an ihre Kunden.
OPEC+-Gremium wird die Ölpolitik wohl nicht ändern
Die Minister der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und ihrer Verbündeten unter der Führung Russlands, bekannt als OPEC+, treffen sich heute in Wien. Im Mittelpunkt steht eine erwartete Aktualisierung der Pläne Saudi-Arabiens und Russlands betreffs deren freiwilligen Förderkürzungen. Im Vorfeld der Tagung gilt es als unwahrscheinlich, dass sie ihre derzeitige Ölförderpolitik ändern wird.
Am 5. September hatten beide Länder die Kürzungen in Höhe von 1,3 Millionen Barrel pro Tag bis zum Jahresende verlängert und erklärt, sie würden die Kürzungsentscheidungen monatlich überprüfen. Eine Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters hatte zuletzt ergeben, dass die OPEC-Ölproduktion im September trotz der Kürzungen durch Saudi-Arabien den zweiten Monat in Folge gestiegen ist.
Angesichts der zuletzt wieder etwas zurückgekommenen Ölpreise müssen Verbraucherinnen und Verbraucher heute im Bundesgebiet -2,70 Euro bis -3,50 Euro weniger pro 100 Liter Heizöl bezahlen, als noch zum Dienstag.