Die Ölpreise starten heute Morgen im Plusbereich, nachdem sie zur Wochenmitte aufgrund von Nachfragesorgen und nicht zuletzt wegen Gewinnmitnahmen deutlich unter Druck geraten waren.
Öl der Atlantiksorte Brent notierte 1,6% niedriger bei 85,95 Dollar pro Barrel, während Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate sogar um 2,1% günstiger bei 81,68 Dollar aus dem Tagging. Heute Morgen notieren die Preise im frühen Handel um rund 0,5% höher.
US-Notenbankentscheidung schwächt Dollar und stützt Ölnachfrage
Unterstützung erhielten die Ölpreise gestern im späten Handel durch die Entscheidung der US-Notenbank in diesem Jahr an drei Zinssenkungen festzuhalten. Eine schwächere US-Währung begünstigt in der Regel Rohstoffe, deren Preise in Dollar angegeben werden. Ein schwächerer Dollar macht Rohöl für Importeure, die andere Währungen als den Dollar verwenden, günstiger, was die Nachfrage nach Öl antreiben könnte.
„Es gibt zwar Anzeichen dafür, dass der Ölrallye die Puste ausgegangen ist. Die Ölmärkte haben sich damit abgefunden, dass die Fed ihre Prognose für drei Zinssenkungen in diesem Jahr bekräftigt hat“, sagte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING Groep NV. Dennoch dürfte die Erwartung einer anhaltenden Inflation längerfristig als Gegenwind für den Ölpreis wirken, so Patterson.
US-Lagerbestände weiter rückläufig
Stützend waren zur Wochenmitte zudem die Daten zu den landesweiten US-Rohöllagerbestände. Diese fielen um 1,95 Millionen Barrel und blieben damit in der zweiten Woche unter dem saisonalen Fünfjahresdurchschnitt. Auch bei den Benzinbeständen war ein unerwartet starker Rückgang gemeldet worden.
China baut Ölvorräte aus, weil Nachfrage schwächelt
Auch aktuelle Meldungen aus China sprechen mittelfristig eher gegen weiter ansteigende Ölpreise. Auf den ersten Blick wirkt die Meldung, dass Peking seine Rohölvorräte in den ersten beiden Monaten des Jahres aufgestockt durchaus positiv. Letztlich aber untergräbt der Aufbau der Rohölvorräte die Behauptung des Marktes, dass die Ölnachfrage beim weltweit größten Rohölimporteur zunimmt. Das Plus bei den Vorräten ist letztlich ein Beweis dafür, dass die chinesischen Raffinerien nicht das gesamte ihnen zur Verfügung stehende Öl verarbeitet haben.
Nach Berechnungen auf der Grundlage offizieller Daten wurden im Zeitraum Januar-Februar insgesamt 570.000 Barrel pro Tag in die strategischen oder kommerziellen Lagerbestände aufgenommen. Die vorherrschende Marktmeinung besagt, dass Chinas Rohölimporte gut in das Jahr gestartet sind. Demnach kletterten die Importe in den ersten beiden Monaten um 5,1% im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Mengenmäßig importierte China in den ersten beiden Monaten etwa 340.000 Barrel pro Tag mehr als im Vorjahreszeitraum.
Kurzfristiger Trend nachlassender Ölimporte hält an
Wenn jedoch 570.000 Barrel pro Tag zu den Lagerbeständen hinzukamen, kann es um die Ölnachfrage aus der Wirtschaft nicht wirklich gut bestellt sein. Bereits Anfang des Monats hatten Daten bestätigt, dass Chinas Rohölimporte in den ersten beiden Monaten des Jahres im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2023 zwar gestiegen waren, aber gegenüber den vorangegangenen Monaten zurückgegangen sind. Damit setzte sich der kurzfristige Trend nachlassender Ölimporte des weltweit größten Abnehmers fort.
Heizölpreise geben weiter nach
Obwohl die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen leicht steigen, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet aufgrund der gestrigen Abschläge an den Ölmärkten heute im frühen Handel je nach Region etwa -1,20 bis -1,80 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch zur Wochenmitte.