Die Ölpreise konnten am Dienstag einen Teil der Vortagesverluste wieder wettmachen. Nachdem die beiden weltweit wichtigsten Ölsorten Brent und WTI zum Wochenauftakt um bis zu 4% nachgegeben hatten, kletterten die Notierungen am Dienstag um jeweils rund 2% in die Höhe.
Förderausfall in Libyen stützt Ölpreise
Nach Einschätzung von Rohstoffanalysten stützten die geopolitische Spannungen im Nahen Osten und ein anhaltender Versorgungsausfall in Libyen die Ölpreisen am Dienstag. Auf der Angebotsseite hat die Schließung des größten libyschen Ölfeldes, von der rund 300.000 Barrel Öl pro Tag betroffen sind, kurzfristig weiter positive Auswirkungen.
Saudis wollen Ölpreise weiter stützen
Die Ölpreise bekamen am Dienstag zudem durch die Meldung Unterstützung, dass Saudi-Arabien seinen Willen bekräftigte, seine Bemühungen um eine Stabilisierung der Ölmärkte fortzusetzen. Zuvor war berichtet worden, dass Russland seine Rohölproduktion im Dezember gedrosselt hat.
US-Ölproduktion soll neue Rekordhöhen erreichen
Mittelfristig aber dürfte die rekordhohe Ölförderung der USA das verfügbare Ölangebot auf dem Weltmarkt weiter unterstützen und damit das Vorhaben der von Saudi-Arabien geführten OPEC durchkreuzen, dauerhaft hohe Ölpreise durchzusetzen.
Nach aktuellen Angaben der Statistik-Abteilung des Energieministerium der Vereinigten Staaten wird die Rohölförderung in den USA in den nächsten zwei Jahren Rekordhöhen erreichen, da Effizienzsteigerungen einen Rückgang der Fördertätigkeit ausgleichen. Die Produktion soll in diesem Jahr um 290.000 Barrel pro Tag auf einen Rekordwert von 13,21 Millionen Barrel pro Tag steigen.
Die Energy Information Administration (EIA) prognostizierte zudem, dass die Produktion der OPEC+ im nächsten Jahr um 620 000 Barrel pro Tag auf 36,44 Millionen Barrel pro Tag sinken wird. Vor der Covid-Pandemie hatte das Ölkartell im Fünfjahresdurchschnitt noch 40,2 Mio. Barrel pro Tag gefördert.
Erneut Huthi-Attacken im Roten Meer abgewehrt
Die Streitkräfte der USA und Großbritanniens haben nach US-Angaben unterdessen 18 weitere Drohnen und drei Raketen über dem Roten Meer abgeschossen. Die vom Regime im Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen habe mit den Drohnen und Raketen internationale Schifffahrtswege attackiert, teilte das US-Zentralkommando mit.
Einige große Reedereien meiden vor diesem Hintergrund nach wie vor das Rote Meer. Die deutsche Reederei Hapag-Lloyd meldete gestern, dass man nach den Angriffen der jemenitischen Huthi-Milizen weiterhin Schiffe um das Kap der Guten Hoffnung umleiten werde.
Sorge vor Kriegseintritt der Hisbollah
Was den Gaza-Krieg betrifft, erklärte das israelische Militär am Dienstag, dass der Kampf gegen die Hamas bis 2024 fortgesetzt wird. Diese Meldung sowie die fortgesetzte Tötung von Vertretern der Hisbollah im Libanon könnte die Ölmärkte schon bald wieder belasten.
Denn Beobachter zeigten sich zunehmend besorgt, dass zwei Attentate in Folge und vor allem der Anschlag auf einen prominenten Hisbollah-Vertreter am Montag die vom Iran unterstützte Gruppe in einen offenen Krieg gegen Israel ziehen könnte. Sollte sich der Konflikt zu einer regionalen Krise ausweiten, könnte die Ölversorgung des Nahen Ostens unterbrochen werden – mit allen damit einhergehenden Konsequenzen für die Rohstoffmärkte.
Heizöl wieder teurer
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen leicht anziehen, wirkt sich dieses Plus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +0,60 bis +1,30 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch am Dienstag.