Die Preise an den Ölbörsen sind seit ihrem Jahreshöchststand im April mehr und mehr unter Druck gekommen. Hauptgrund sind die Nachfragesorgen, die den Markt fest im Griff haben. Das schlechte Weltwirtschaftsklima und die rückläufige Ölnachfrage haben inzwischen dafür gesorgt, dass die Ölpreise seit April um über zwanzig Prozent gesunken sind.
Prognosen für 2020 gehen von Überversorgung aus
Der eskalierende Handelsstreit zwischen China und USA und die negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft drücken die Stimmung an den Ölbörsen. Nun hat der Monatsbericht des US-Enerigieministeriums EIA die Sorgen der Marktteilnehmer nochmal befeuert. Die Behörde hat in ihrem Report das globale Nachfragewachstum für das laufende Jahr zum siebten Mal in Folge nach unten korrigiert. Und auch die Nachfrageprognose für 2020 fällt deutlich schwächer aus aus in den letzten Berichten.
Auch die meisten Finanzexperten gehen inzwischen von ähnlichen Szenarien aus. Mit dem rückläufigen Ölnachfragewachstum rechnet man inzwischen überall mit langfristig sinkenden Preisen und die Prognosen für die Nordseesorte Brent, die als Referenzsorte an der Londoner Börse gehandelt wird, wurden inzwischen schon bis 2021 gesenkt.
An den Ölbörsen sorgten diese Nachrichten dafür, dass die Preise deutlich nachgaben. Kostete ein Barrel Brent (à 159 Liter) im April noch 74,60 Dollar, so waren es gestern lediglich noch 58,94 Dollar. Solange sich die Sorgen um die Weltwirtschaft nicht auflösen, dürfte es den Preisen schwer fallen, die Richtung zu wechseln. Selbst preissteigernde Faktoren wie die angespannte Lage im Nahen Osten oder die leicht rückläufige Ölproduktion in den USA können da keinen Gegenimpuls setzen.
Selbst der Wochenbericht der US-Ölbestände hat kaum Einfluss
Bestes Beispiel ist der Wochenbericht zu den US-Ölbeständen des American Petroleum Institute API, welcher gestern erschien und bei den Marktteilnehmern oft als Indikator für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen gilt. Mit den gemeldeten Bestandsabbauten bei Rohöl und Benzin sollte er eigentlich eine stützende Wirkung haben, konnte sich aber gestern kaum auf die Ölpreise auswirken.
Die Marktteilnehmer erwarten heute noch die Bestandsdaten des US-Energieministeriums, welche oft etwas detaillierter sind. Möglicherweise kommt es damit doch noch zu einem kleinen Preisanstieg, doch eine echte Trendwende bleibt im Klima der rückläufigen Ölnachfrage und der grundsätzlichen Überversorgung eher unwahrscheinlich.
Ausblick
Verbraucher können sich auch heute wieder über günstigere Preise freuen. 100 Liter Heizöl sind heute im Vergleich zu gestern etwa -0,70 bis -0,80 Euro günstiger als gestern Vormittag.