Rund eine Woche vor der am 30. November beginnenden UN-Klimakonferenz COP28, werden bereits die ersten klimapolitischen Pflöcke eingeschlagen und Zeichen gesetzt.
„Die Öl- und Gasindustrie steht auf der COP28 in Dubai vor einem Moment der Wahrheit“, warnte der Vorsitzende der Internationalen Energieagentur (IEA) Fatih Birol gestern in einer Erklärung. Es gehe schlichtweg darum, die Dekarbonisierung zu unterstützen oder weiterhin zum Klimawandel beizutragen, so die IEA in einem zur Wochenmitte veröffentlichten Bericht.
IEA: 50 Prozent anstatt 2,5 Prozent
Während sich Fachleute aus der Energiebranche und politische Entscheidungsträger auf den COP28-Klimagipfel in Dubai Ende dieses Monats vorbereiten, fordert die IEA, dass Öl- und Gasproduzenten, die die Ziele des Pariser Abkommens erreichen wollen, bis 2030 die Hälfte ihrer Kapitalausgaben in saubere Energieprojekte investieren müssen.
Zum Vergleich: Im Jahr 2022 investierte die Öl- und Gasindustrie laut IEA rund 20 Milliarden Dollar in saubere Energie. Das sind gerade einmal 2,5 Prozent ihrer gesamten Investitionsausgaben.
Nur 20 Prozent der Öl- und Gasindustrie investieren in saubere Energie
Nach Angaben der IEA machen die Öl- und Gasunternehmen, die angekündigt haben, ihre Aktivitäten in Richtung saubere Energie zu diversifizieren, bisher nur knapp ein Fünftel der derzeitigen weltweiten Öl- und Gasproduktion aus.
Für die Öl- und Gasindustrie kommt nach Einschätzung der IEA nun die Stunde der Wahrheit. Denn die meisten Unternehmen würden die Energiewende nur von der Seitenlinie aus beobachten. Insgesamt würden die Öl- und Gasproduzenten nur 1 Prozent der gesamten weltweiten Investitionen in saubere Energien ausmachen, so die IEA. „Da die Welt unter den Auswirkungen einer sich verschärfenden Klimakrise leidet, ist es weder sozial noch ökologisch vertretbar, so weiterzumachen wie bisher“, gab Fatih Birol in seiner Erklärung zu Bedenken.
Öl- und Gaskonzerne machen beim Thema Energiewende einen Rückzieher
Die weltgrößten internationalen Öl- und Gaskonzerne haben seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine und der Energiekrise im vergangenen Jahr ihre mittel- bis langfristigen Strategien überdacht. Alle europäischen Großkonzerne streben weiterhin eine Netto-Null-Emission bis 2050 an.
Aber einige der größten, darunter BP und Shell, haben ihre Versprechen, die Öl- und Gasproduktion zu drosseln, zurückgeschraubt. Stattdessen signalisierten sie die Welt so lange mit fossiler Energie versorgen zu wollen, wie sie diese benötigt wird.
Erst am Mittwoch hatte der italienische Energieversorgungsriese Enel bekanntgegeben, bei seinen Investitionen in erneuerbare Energien vorsichtiger und selektiver vorzugehen. Als Gründe wurden hohe Zinsen und steigende Kosten bei den Ausgaben für saubere Energie genannt. Die steigende Verschuldung war einer der Gründe, warum die italienische Regierung, die der größte Einzelaktionär von Enel ist, im Frühjahr beschlossen hatte, den früheren Vorstandsvorsitzenden des Konzerns abzusetzen.
Bei den Inlandspreisen zeigen sich heute im Vergleich zu Donnerstagmorgen nur leichte Preiskorrekturen. So ergeben sich heute bei den Preisen für 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet, je nach Region, Veränderungen von etwa –0,50 bis +0,30 Euro gegenüber dem Vortag.