In der vergangenen Woche wurde der Golf von Mexiko von einem der schwersten Stürme der letzten Jahre heimgesucht. Hurrikan Laura traf mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern auf die US-Küstenregionen in Texas und Louisiana und verwüstete ganze Landstriche. Für die Ölindustrie des Landes ging es diesmal aber glimpflich aus und es kam kaum zu schweren Schäden an Ölanlagen. Einen Preissprung bei Rohöl verursachte Laura diesmal nicht.
US-Ölanlagen kommen glimpflich davon
Immer wieder treffen in der Hurrikan-Saison schwere Stürme auf die zahlreichen Ölanlagen im Golf von Mexiko. Vor den Küstenregionen befinden sich mehrere hundert Offshore-Anlagen und an der Küste ein Großteil der US-Raffinerien sowie die wichtigsten Ölverladehäfen des Landes. In der Vergangenheit war es oft zu schwerwiegenden Sturmschäden an den Einrichtungen gekommen – viele Marktteilnehmer erinnern sich noch mit Schrecken an Hurrikan Harvey 2017, der die Ölindustrie im Süden der USA für Wochen und Monate lahm legte.
Laura traf zwar mit deutlich größerer Wucht auf die US-Küste als Harvey vor drei Jahren, allerdings zog Laura auch viel schneller wieder ab und verlor über Land rasch an Windgeschwindigkeit. Es zeigte sich schon Ende der vergangenen Woche, dass die Ölindustrie dieses Mal sehr glimpflich davon gekommen ist und die ersten Anlagen gingen schon am Freitag wieder ans Netz. Entsprechend unbeeindruckt fiel die Reaktion an den Ölbörsen aus. Durch die Abschaltungen der Raffinerien und Ölanlagen gingen die Preise für US-Rohöl Mitte der Woche zwar etwas nach oben, doch eine echte Preisrallye, wie sie sonst im Falle einer Hurrikan-Warnung immer wieder mal passieren kann, blieb aus.
Corona-Nachfragesorgen überwiegen Sturmschäden
Statt dessen treten wieder die allgegenwärtigen Nachfragesorgen aufgrund der Corona-Pandemie in den Vordergrund. Nach wie vor steigen die Infektionszahlen weltweit an und auch in den USA ist die sprichwörtliche Kuh noch lange nicht vom Eis. Die Gefahr neuer Lockdowns ist längst nicht gebannt und in Amerika richtet sich die Aufmerksamkeit nun auf den anstehenden Schulbeginn. Sollten die meisten Schulen auf Präsenzunterricht verzichten, dürfte das der sowieso schwachen Benzinnachfrage im Land einen erneuten Dämpfer versetzen.
Mit einem schnellen Preisanstieg auf Niveaus vor Corona rechnet im Moment niemand mehr. Statt dessen beobachten die Marktteilnehmer weltweit das bestehende Überangebot aufgrund der schwachen Nachfrage. Immer noch kämpfen die meisten Länder mit den Auswirkungen der Lockdowns und müssen massive konjunkturelle Einbrüche verkraften. Personen- und Flugverkehr sind nach wie vor gering, so dass die Nachfrage nach Kraftstoffen deutlich unter den Werten der Vorjahre liegt.
Auch wenn die historischen Tiefstpreise vom Frühjahr inzwischen Geschichte sind, wird es wohl noch sehr lange dauern, bis die Ölpreise ihre coronabedingten Verluste komplett wieder eingeholt haben – mindesten aber so lange, bis die Corona-Pandemie weltweit besiegt wurde.